ÖSTM Halbmarathon Linz

Nach der Duathlon-EM hatte ich vier Belastungswochen zur spezifischen Vorbereitung auf die Halbmarathon-Staatsmeisterschaften. Leider hat sich in der Zeit dann auch noch ein neuerlicher Eisenmangel (zum zweiten Mal in diesem Jahr ... ) gezeigt, den ich aber augenscheinlich gerade rechtzeitig in den Griff bekommen habe. Die Trainingsleistungen haben nicht in Richtung Bestzeit gedeutet, die langen Läufe und auch die Tempoläufe waren ganz gut, schnellere Intervalle (VO2Max) recht mies für meine Verhältnisse (nach dem Blutbild auch logisch, dass das am Ehesten leidet!)
Ich hab aber zum Ende der Saison hin nochmal gut mentale Reserven fürs Training ausschöpfen können und bin trotz teils wirklich frustrierender Bahntrainings einfach drangeblieben. Eigentlich mag ich es ja nicht so, wenn man super Zeiten im Wettkampf läuft, aber in den Erzählungen sinnbildlich "an der Startlinie aus dem Rollstuhl aufgestanden ist", aber die Form war einfach wirklich nicht stabil genug für große Pläne (eben auch logisch, wenn dem Körper ein Baustoff fehlt).
In der Taperwoche vor dem Rennen gab es dann noch ein kleines Zwischentief, nach den letzten Intervallen Schüttelfrost ... augenscheinlich hat mich ein Infekt gestriffen, mit dem der Körper aber dann in den verbleibenden Tagen problemlos fertig geworden ist.

Die Beine beim Einlaufen waren dann sehr gut, frisch und kraftvoll. Das Wetter war auch mehr als perfekt - gerade so an der Grenze, dass ich noch eine kurze Hose gewählt hab - kühl, neblig, keinerlei Wind. 

Ich wollte mir eigentlich mit Eva Wutti einen Zweikampf um Gold liefern, wobei ich ihre aktuelle Leistungsfähigkeit wohl genauso schlecht einschätzen konnte, wie meine eigene :) Unser beider Bestzeiten sind schon eine Zeit lang her.
Leider war das Startfeld zusammen mit den schnellsten Marathonläufern aber so extrem dicht gedrängt, dass ich sie einfach nicht gefunden habe. Nach dem Start war das Gerangel groß und ich hatte Mühe, erstmal meinen Rhythmus zu finden und meine Blicke nach vorne ergaben auch keine Infos über meine Platzierung im Damenfeld. In den folgenden Kilometern hab ich sowohl "erste Dame" als auch "zweite Dame" aus dem Zuschauerfeld gehört, also es war mir nicht klar, ob manche einfach die Erste übersehen oder auch einen zierlichen Mann mit längeren Haaren für eine Frau gehalten hätten.

Nach 14:11min war ich bei KM 4, also 3:32min/km, ganz knapp schneller als meine bisherige Bestzeit mit 1:15:12h. Ich war in einer kleinen Männergruppe und das Tempo fühlte sich erstaunlich komfortabel an. Leider teilte sich die Gruppe dann, ein paar liefen flotter (mir zu flott) und zwei zunächst mein Tempo, also waren wir dann zu dritt. Leider wurde bei einem kleinen Bergaufstück das Tempo dann deutlich zu langsam und ich realisierte, dass ich für eine gute Zeit zur ursprünglichen Gruppe, die sich auch wieder etwas im Tempo gemäßigt hatte, zulaufen werde müssen. Das hat einige Körner gekostet, aber nach wenigen KM war ich wieder im Windschatten. Die erste Rennhälfte konnte ich dann insgesamt mit einem Schnitt von 3:31min/km runterspulen, was extrem gut für mich ist. Und dann tauchte auch Eva vor mir auf, im Windschatten eines einzelnen Läufers. Unsere Gruppe war aber deutlich schneller und irgendwo zwischen der Hälfte und zwei Drittel des Rennens konnten wir dann aufschließen und sofort attackieren und nach vorne gehen. Von meiner Gruppe sind nicht mehr viele übrig geblieben, aber wir konnten dann noch weitere Läufer einsammeln und schließlich hat sich das Tempo wieder um die 3:30min/km eingependelt. Erst am Schluss auf dem schwierigeren Teil in der Altstadt mit Kopfsteinpflaster musste ich minimal nachlassen, sodass es dann genau wie auf der ersten Hälfte wieder 3:31min/km wurden.

Damit geht sich eine deutliche neue Bestzeit von über einer Minute aus, genau eine halbe Minute vor Eva Wutti war ich schließlich als erste Halbmarathonläuferin im Ziel.
Das Pacing war nahezu so perfekt wie das Wetter, die Tagesform augenscheinlich wieder auf einem richtig guten Hoch. Ich hab eigentlich immer sehr viel Respekt vor der für mich doch sehr langen Halbmarathondistanz, aber im Moment mit der etwas geschwächten VO2-Max spielt mir die längere Strecke augenscheinlich sehr in die Hände. Und natürlich war das Training in letzter Zeit mit den Tempo- und langen Läufen sehr spezifisch - in der Hoffnung, dass das auch eine gute Basis für wieder schnellere Zeiten auf kürzeren Strecken bringt. Am Papier ist das jetzt jedenfalls meine beste Bestzeit über alle Distanzen ... am 10er müsste ich damit 33-Mitte laufen können und am 5er 16-niedrig (was auch zur Leistung bei der Duathlon-EM passt, wo ich auf schwieriger Strecke mit 16-Mitte noch kleine Reserven für den Rest des Rennens hatte).

Was mache ich mit der tollen Form jetzt ... mich einfach mal darüber freuen und in den nächsten Tagen und Wochen werde ich mir überlegen, ob ich mir die weite Anreise zu den Crosslauf-Staatsmeisterschaften nach Vorarlberg antue. Im Vorjahr konnte ich ja mit nur sehr knappem Rückstand hinter Julia Mayer Silber holen - sie bereitet sich in diesem Jahr auch darauf vor. Leider wurde 2021 nur eine Läuferin zur EM mitgenommen ... da hätte ich dann in diesem Jahr auch hinter Julia wieder schlechte Karten für eine Qualifikation. Also wird es vermutlich eher ein Neuaufbau für 2023 - mit wieder deutlich mehr Selbstvertrauen in meine Laufbeine!

Zeit: 1:14:11h (brutto 1:14:15h) - VDOT 63,7

Schnitt: 3:31min/km

Platzierung Frauen: 1., ÖSTM GOLD

Alle Ergebnisse gibts beim ÖLV und beim Veranstalter, Staatsmeisterschaften als PDF.

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