Französischer Duathlon Grand Prix - Mont-Saint-Aignan

Leider war mein letzter Start bei der Rennserie in Frankreich vor ziemlich genau drei Jahren ... pandemiebedingt war zuerst alles abgesagt, dann die Reiserestriktionen jenseitig, bzw. auch gar keine passenden Flüge zu bekommen, außerdem hat sich auch national alles auf ein kleines Sommer-Zeitfenster verteilt, wodurch es zahlreiche Terminkollisionen gab. Noch zu Jahresbeginn 2022 (!) wurde mein erstes seitdem geplantes Rennen in Frankreich covid-bedingt gestrichen ...

Die Vorfreude war entsprechend groß, dieser Start nach langer Zeit sollte ein perfekter Aufbau für die drei Wochen später stattfindende Duathlon-EM sein.
Die Startlisten haben sich in den letzten drei Jahren ordentlich verändert, sehr viele neue, junge Gesichter sind dabei. Ein paar davon kenne ich schon von internationalen Meisterschaften, viele aber noch nicht.
Mein letztes Rennen in Frankreich - noch dazu das Finale des Grand Prix damals im Spätsommer - konnte ich gewinnen. Das ist aber halt schon eine Zeit lang her und dazwischen hatten alle Athletinnen genug Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln.
Die Sprintdistanz mag ich sehr gerne, aber ich merke nach und nach, dass die Grundschnelligkeit nicht mehr besser wird und gerade der erste duathlontypisch viel zu schnell angelaufene Kilometer tut immer mehr weh :)

Nach dem Startschuss war das Feld eine einzige Waschmaschine. Ich rechnete damit, dass sich viele einfach komplett überschätzen und bald stark zurückfallen werden. Erstaunlicherweise konnte sich dennoch eine recht große siebenköpfige Führungsgruppe bilden und wie später in der Ergebnisliste sichtbar wurde, war auch die Verfolgergruppe ziemlich groß und mit nicht allzuviel Abstand hinter uns.
Der erste Lauf war ident mit der knapp über 5km langen Radrunde (die dann entsprechend viermal zu bewältigen war) und leicht wellig und kurvig. Gefühlt wurde extrem stark gelaufen und ständig attackiert, sowohl bergab als auch bergauf fühlte sich immer irgendeine stark genug, um das Tempo weiter anzuziehen. Wie der spätere Blick auf die Ergebnisliste zeigt (auch im Vergleich zu den Herren), war das durchaus flotter und in einem viel dichteren Leistungsfeld als noch vor drei Jahren.

Das Wetter war eigentlich perfekt, wenig Wind, etwas warm zum laufen, aber angenehm am Rad. Mir war es dann angesichts der hohen Intensität und der unrhythmischen Belastung dann zu heiß und zu schnell - im Gegensatz zu den World Games gab es keine Möglichkeit der Abkühlung an der Strecke.
Ich musste die Gruppe ziehen lassen, um mich nicht komplett zu zerstören. Die Entscheidung sollte sich dann als goldrichtig herausstellen.
Mit rund 20sec Rückstand auf die Führungsgruppe konnte ich dann auf das (wie immer in Frankreich) geliehene Fahrrad wechseln. Bei den Duathlons ist es bei mir manchmal ein wenig wie beim Modernen Fünfkampf, wo man auch nur 20min Zeit hat, sich auf das zugeloste Pferd einzustellen :)

Im Gegensatz zu den World Games war das Leihrad aber etwas moderner - nicht perfekt an mich angepasst, aber definitiv Mittelklasse. Damit kann man in der Gruppe schon mithalten.
Nur war da keine Gruppe um mich herum. Ich hatte allerdings Glück, dass eine einzelne Fahrerin zu mir aufschloss und sie mich dann nach vorne zur Führungsgruppe gezogen hat.
Wir waren dann also zunächst zu acht, bevor auf der letzten Runde auch noch die Verfolgergruppe aufschließen konnte ... das war irgendwie nicht so geplant und hat mich auch gewundert, denn wirklich gebummelt wurde vorne auch nicht. Bergauf wurde immer ordentlich attackiert und auch nach Kurven gab es immer wieder starke Antritte. Dennoch haben die Fahrerinnen hinter uns wohl besser zusammengearbeitet. 
Ich musste also wirklich schnell wechseln und beim zweiten Lauf dann wirklich sofort meinen Rhythmus finden. Ersteres gelang ganz gut, Zweiteres ... naja ... meine zweiten Läufe sind aktuell nicht dort, wo ich sie gerne hätte. Ich brauche augenscheinlich zu lange zur Umgewöhnung, lasse am Rad zuviele Körner ... das muss besser werden - ist es auch schon im Vergleich zu den letzten beiden Duathlons, aber das reicht noch nicht für ganz vorne. 
Am Schluss konnte ich als 7. und damit im vorderen Drittel der 22-köpfigen 1. Gruppe ins Ziel laufen.

Radtechnisch hab ich jetzt für die kommende EM nochmal aufgerüstet und werde, so alles rechtzeitig ankommt, mit einem leichten neuen Rad mit Scheibenbremsen und kompettem Custom-Aufbau für mich abgestimmt am Start stehen. Da freue ich mich natürlich schon sehr darauf.
Kurventechnisch klappt es schon ganz gut, an der Taktik im Feld kann ich noch ein wenig arbeiten, das wird von Rennen zu Rennen routinierter.
Die Wechsel waren auch wieder besser, daran sollte es auch nicht scheitern.
Ich muss mir eben eingestehen, dass ich nicht mehr zu den allerbesten Läuferinnen gehöre, die das Rennen von vorne gestalten können. An guten Tagen kann ich die Spitzengruppe solide halten, an schlechteren Tagen ist es besser, ich spare mir beim Laufen ein paar Körner und setze darauf, am Rad die Lücke wieder schließen zu können. Das hat jetzt auch schon mehrmals in diesem Jahr hervorragend funktioniert und ich werde auch am Rad sukzessive besser!
Bleibt noch der zweite Lauf als das Thema, das ich verbessern muss. Ich hab schon in den letzten Trainingswochen meine Mehrfachkoppeltrainings auf der Bahn so umgestellt, dass ich mehr Radintensität früher im Programm habe und demnach mehr Laufintensität danach bleibt. Das trägt langsam Früchte finde ich, aber darf noch besser werden. Man braucht einfach den direkten Vergleich zur Konkurrenz (die sich ja eben auch stark weiterentwickelt hat!) um zu wissen, wo man selbst die Trainingsschwerpunkte setzen sollte.

Gesamtzeit: 1:01:03min

5km Laufen: 16:40min (23sec hinter der Schnellsten, ca. 3:20min/km, wie immer keine Uhr dabei, ca. 28sec/km langsamer als die schnellsten Herren)
20km Rad inklusive Wechselzeiten: 34:06min (keine Leistungsmessung, da Leihrad)
2,5km Laufen: 8:20min (ca. 3:20min/km (?), ca. 37sec/km langsamer als die schnellsten Herren - es ist davon auszugehen, dass die Distanz etwas kürzer war und der Abstand zu den Herren zeigt halt auch, dass es nicht nur die anderen Mädls beim zweiten Lauf besser als ich gemacht haben, sondern dass ich einfach zum Tempo beim ersten Lauf zuviel verloren habe)

Platzierung gesamt: 7. (Teamwertung 2. Platz)

Ergebnisse Damen 1. Division
Ergebnisse Herren 1. Division

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