Training vor meiner ersten Europameisterschaft abgeschlossen …

Diese Saison war bis jetzt die sicherlich Aufregendste in meinem bisherigen Sportlerleben und ich freue mich, wenn ich durch mein Einblickgeben den einen oder anderen motivieren kann, auch an seinen eigenen Zielen weiterzuarbeiten.
Mir wars immer wichtig, mich in der jeweiligen Disziplin mit den Besten messen zu können. Natürlich nimmt man einen Sieg gerne, aber wichtiger ist mir der Vergleich mit den Weltklasseathletinnen.
Und der Duathlon ist jene Disziplin, welche neben den mir liebsten Sportarten Laufen und Radfahren auch noch die Möglichkeit bietet, im weltweiten Vergleich gesehen am Weitesten nach vorne zu kommen. Besonders die Kurzdistanz ist attraktiv für mich – für lange Distanzen fehlt es mir einfach an Talent und vielleicht auch an Trainingsjahren, das beweisen zumindest jegliche Wettkampfergebnisse bis jetzt.

Deshalb habe ich das letzte Dreivierteljahr ganz und gar dem Kurzdistanz-Duathlon gewidmet. Natürlich hab ich nicht bei Null begonnen, ich betreibe ja schon seit rund 10 Jahren (Ausdauer)Sport in jeglicher Form, mal mehr, mal weniger ambitioniert. Ohne die Erfahrung und vor allem die Trainingsverträglichkeit hätte ich diesen Sprung nach dem Umstieg nicht annähernd so schnell schaffen können – und ehrlicherweise hab ich es mir auch gar nicht zu erhoffen getraut.
Ich hatte das Glück, in der gesamten Vorbereitungsperiode nie krank oder ernsthaft verletzt gewesen zu sein - kleine Wehwehchen kommen schon mal vor, aber waren Dank Physiotherapeut auch immer so schnell wie sie gekommen waren auch wieder verschwunden.
Über mein Wintertraining habe ich schon Einiges geschrieben. Das hat definitiv einen ganz wichtigen Grundstein für meine Leistungen dieses Jahr gelegt. Fürs nächste Jahr werde ich das System noch weiter für mich verfeinern, aber in den Grundzügen auf alle Fälle beibehalten.
Ich habe dieses Jahr auch etwas mehr trainiert, als im Vorjahr. Aber ich habe vor allem intensiver, konsequenter und in (fast) jeder Einheit viel fokussierter trainiert als all die Jahre zuvor. Ich hab immer wieder an große, eigentlich unerreichbare Ziele gedacht und das war mein Antrieb. Aber was ist schon unerreichbar.
Ich hab mich und meine Motivation und Begeisterung für den Sport immer für recht unerschütterlich gehalten. Für viele ist es sowieso unverständlich, warum man so viel Zeit, Energie und auch Geld in eine Sache steckt, bei der man sich immer wieder an seine eigenen Grenzen bringt und auch bringen muss, um auch Erfolg dabei zu haben. Ich verstehe es, dass man das nicht versteht. Mir aber hat der Sport immer mehr gegeben, als genommen.

Im letzten halben Jahr hab ich dann erstmals auch mehr „Wind von außen“ gespürt. Das war eine für mich völlig neue Situation. In den Anfängen einer sportlichen Laufbahn erntet man relativ einfach Anerkennung für seine Bemühungen. Mit dem Bekanntheitsgrad scheint sich das dann aber auch zu ändern. Ich schreibe ja über meine Bewerbe und manchmal auch über Trainingsblöcke, etc. …, Berichte (wie diesen) - das ist eben meine Art, das zu teilen, auch andere Leute für den Duathlonsport, oder die Leichtathletik, ja auch fürs Bahnlaufen zu begeistern. So, wie mich auch Berichte anderer Sportler schon vielmals motiviert haben. Und natürlich geht’s auch um einen gewissen Werbewert, schließlich lebt man - sponsorenfrei wie ich - dann trotzdem nicht von Luft und Liebe zum Sport allein.
Ich hätte mir nie zuvor gedacht, wie eben mit der Reichweite, die man hat, auch der Gegenwind so stark zunimmt. Einerseits gibt es Kritik, ich schriebe zu oberflächlich und über zu wenig Privates, auch keine genauen Trainingsprogramme, auf der anderen Seite wird es als lächerlich empfunden, zu jedem Wettkampf einen Bericht zu verfassen, bzw. auch offen hinsichtlich mentaler Tiefs zu sein.
Dabei sind das doch die interessanten und auch motivierenden Details hinter den Zeiten, die man aufstellt. Und ich zwinge niemanden zum Lesen :)
Mir geht es auch darum, anderen zu zeigen, dass es Einflüsse von außen gibt, vor denen niemand gefeit ist. Und man kann lernen, mit ihnen umzugehen.
Auch mit der Offenheit, was Trainingsumfänge betrifft, stößt man mancherorts auf Kritik. Dabei ist das eigentlich eine der mir am Häufigsten gestellten Fragen, Neugier ist menschlich.
Auch, wenn viele mehr trainieren mögen – Umfänge sind nicht alles! Ich empfinde mein Training als überaus fordernd. Ich sehe auch keinen Sinn darin, bei der Beschreibung meines Trainings zu „schummeln“, immerhin ist ja der angestrebte Bewerb der Wettkampf und nicht das Trainingspensum.

Etwas ist mir auch bewusst geworden: Je leistungsfähiger man wird, desto mehr warten manche darauf, dass man versagt. Meine Misserfolge dieses Jahr waren auch nicht auf Pech zurückzuführen, sondern schlicht und einfach auf Fehler meinerseits. Vor allem Fehler in der Wettkampfplanung – Fehler, die eigentlich nicht mehr passieren dürften, ich müsste es besser wissen. Aber so ist es nun mal und ich werd vielleicht auch endlich mal lernen, nicht so viele Wettkämpfe nacheinander einzuplanen.
Für viele ist es auch schwer vorstellbar, dass man nicht bei jedem Rennen völlig erholt am Start stehen kann, wenn man mehr als eine Handvoll Bewerbe im Jahr macht. Viele Vorbereitungswettkämpfe macht man eben, wie der Name schon sagt, zur Vorbereitung, fürs Tempogefühl, als hartes Training. Ich mache Rennen wirklich immer voll, aber manchmal geht mehr, manchmal weniger.
Ich bin sehr froh, dass die meisten wirklich guten Duathletinnen sehr, sehr kollegial sind. Es gibt auch, wie von manchen angenommen, keinen Ärger meinerseits darüber, dass eine „Quereinsteigerin“ (den Duathlon betreffend) wie Andrea Mayr startet und (zu Recht) als Favoritin für Österreich gehandelt wird. Es ist natürlich bissl bitter, wenn man national jedes Rennen gewinnt, aber ich bin mir vollends dessen bewusst, dass meine 10km-Laufleistung einfach noch nicht für die internationale Spitze reicht. Aber sei es eine Andrea (Mayr) oder eine Simone (Helfenschneider) – am Start sind wir Konkurrenten, aber beide sind sportlich wie menschlich große Vorbilder für mich. Da gibt’s keinen Neid, auch, wenn man natürlich gerne weiter vorne ist.

Ja und dann ist dann noch das Thema, das mit D beginnt und mit oping endet. „Natürlich“ ist man auch diesbezüglich nicht vor Anfeindungen gefeit. Ich war immer eine, die offen – und sicher nicht immer diplomatisch – für sauberen Sport gesprochen hat. Ich hab mich, und sei es noch so frustrierend manchmal gewesen, immer sehr um die Einhaltung von Windschattenverbot und Streckenführung bemüht und jedes Angebot unfairer Art abgelehnt. Noch frustrierender ist es, dann zu hören, es sei ja neben der Leistungsentwicklung ja auch besonders verdächtig, wenn sich jemand offenkundig gegen Unfairheiten im Sport einsetzt. Da müsste man dann ja selbst was zu verbergen haben. Was bedeutet, dass keiner mehr für Fairness kämpfen darf, ohne selbst deswegen (!) verdächtigt zu werden.
Aber nicht jeder, der sich verbessert, betrügt auch. Und nicht jeder, der sich nicht verbessert, ist sauber.

Ich versuche, so wenig wie möglich auf andere zu hören, denn wie oft hab ich mir sagen lassen, ich hätte kein Potenzial. Als könne man das exakt vorhersagen, wieviel mit harten Training drinnen wäre. Natürlich nicht von heute auf morgen. Aber den Einzigen, den ich wirklich von mir überzeugen muss, ist der Verband, denn der entscheidet, wer bei internationalen Meisterschaften starten darf und wer nicht. Für dieses Vertrauen in eine Newcomerin möchte ich mich recht herzlich bedanken.

Insgesamt bin ich sehr happy und auch dankbar darüber, das alles erleben zu dürfen – wahrscheinlich die bisher schönste Zeit. Ich habe die Ressourcen, um mein Hobby so ausleben zu können, wie ich mir das wünsche. Und ich habe eine super Trainingsgruppe und einen Mann, der mich immer dabei unterstützt. Der Duathlon ist einfach „mein Ding“ und wenn ich lange genug weiterarbeite, werde ich hoffentlich all meine Ziele erreichen :)

So, und jetzt freu ich mich irre auf heute in einer Woche!

Kleiner Einblick zum Schluss in meine drei Belastungswochen 28. Juli bis 17. August:
Gesamt: 50:35h
davon Lauf: 18:55h und 198,5km, davon Qualitätskilometer (sub 3:45min/km) 29,9km
davon Rad: 30:10h und 742km
Stabitraining ca. 1:30h

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