Saisonresuemee 2024 - Wie geht man als Sportler mit nachlassender Leistung um? 

Gefühlt war das Sportjahr 2024 schnell vorbei, was mitunter daran lag, dass sich abseits des Sports so viel getan hat.
Gesundheitlich war es leider wieder etwas durchwachsen - anders als direkt nach dem Wegfall der Pandemiemaßnahmen aber nicht in Form ungewohnt häufiger Verkühlungen, sondern vor allem durch mentale Belastungen ausgelöste Probleme. Ich hatte leider in der engsten Familie einen Krankheitsfall, der mich sehr mitgenommen  und mich selbst gesundheitlich viel gekostet hat.
Einige kennen es sicher, das erste Symptom waren ganz klassisch Schlafstörungen. Schlaf ist aber gerade für den Sportler so enorm wichtig, ohne Schlaf keine Regeneration, ohne Regeneration kein Trainingseffekt, ohne Trainingseffekt keine Zufriedenheit im Sport.
Hier führt dann schnell eins zum anderen, man möchte im Sport nicht zurückstecken, weil es doch so eine wichtige und stabilisierende Säule im Leben ist - aber monatelang (!) nicht richtig schlafen zu können, zermürbt und kostet enorm Leistung und Lebenszufriedenheit.
Ende vom Lied war eine Gürtelrose (Herpes zoster) im Februar, welche mir (und da muss man auch erstmal draufkommen) das hormonelle System über Monate ziemlich durcheinandergewürfelt hat. Die erste Saisonhälfte war stark davon geprägt und es hat lange gedauert, bis ich mich vollständig davon erholt hatte.
Im Spätsommer kam dann endlich eine gute Laufform auf, die ich durch einige schöne Wettkampfergebnisse auch noch verwerten konnte. Ich würde also sagen, ich habe das Beste aus recht suboptimalen Startbedingungen gemacht.
Vor allem über den wiederholten Staatsmeistertitel im Halbmarathon konnte ich mich sehr freuen.
Dennoch bleiben Enttäuschungen. Dass gerade in meiner Hauptsportart Duathlon keine persönlichen Highlights dabei waren, schmerzt. Es mag zynisch klingen, aber wenn Probleme an anderer Stelle größer sind, vergisst man diese kleinen Kränkungen dann doch recht schnell.

So ganz "nebenbei" schrieb ich noch mein zweites Buch - über mentale Aspekte im Sport, aus einer vielleicht eher "ungewöhnlichen" Perspektive. Dieses Thema wurde mir in den letzten Jahren immer und immer wichtiger und nimmt auch größeren Raum in meiner Arbeit mit Sportlern ein.
Seit über 10 Jahren bin ich bei internationalen Meisterschaften präsent, über zwei Jahrzehnte betreibe ich inzwischen intensiv Sport. Mir macht es immer noch irrsinnig Spaß und vor allem der Wettkampf motiviert mich. Diesen sehr positiven und nachhaltigen Zugang, den ich für mich finden konnte, möchte ich unglaublich gerne weitergeben und ich hoffe, dass sowohl meine Arbeit mit den einzelnen Sportlern als auch meine Bücher einen Beitrag dazu leisten können.
Hier geht es um weitaus mehr, als nur um ein paar Tipps, wie man Motivation für den Sport findet, seine mentale Stärke ausreizt und das letzte Bisschen Leistung herauskitzelt.
Sport zu treiben hat das Potenzial, einem zu helfen, wenn man denkt "wirklich nichts geht mehr". Aber Sport kann natürlich nicht alles, nicht jedes Problem lösen, nicht jede Wunde heilen. Und es gibt auch ein paar Stolperfallen - manchmal macht der Sport mehr (mentale und körperliche) Probleme, als er zu lösen imstande ist.
In jedem Fall lohnt es sich in meinen Augen, genauer hinzuschauen und die Bedeutung des Sports für sich selbst zu reflektieren - um folglich wieder mehr Freude daran entwickeln zu können.

Ich bin jetzt 38 Jahre alt und irgendwie fragt man sich nicht nur selbst, wie lange man noch Leistungssport betreiben möchte und betreiben wird können.
An sich sehe ich hier kein "Ablaufdatum", aber es werden sich nach und nach die Zielsetzungen etwas ändern müssen. Dies schreibt sich so leicht und ist es in der Praxis so ganz und gar nicht. Ein wichtiger Schritt ist es, sich bewusst zu werden, was man am Sport findet, was einen erfüllt und was man realistischerweise erwarten kann.
Dies ist ein - wahrscheinlich lebenslanger - Lernprozess.
Mir kommen die vielen Trainingsjahre und Lebenskilometer genauso zu Gute wie meine ungebrochene Freude an meinem Lebensstil. Ich habe (mit entsprechenden jahreszeitlichen Schwankungen) vergleichbare und teils bessere Kraftwerte und auch sonstige Trainingsergebnisse als früher, wenngleich die letzte Spritzigkeit langsam verlorengeht. Vielleicht kann man da durch spezifischeres Training noch etwas herausholen, langfristig werde ich aber sicherlich eher im Ausdauerbereich und weniger im Schnelligkeitsbereich punkten können.
Das zeigt sich auch in den entsprechenden Wettkampfergebnissen. Natürlich könnte man überlegen, ob es nicht mehr "Sinn" macht, sich auf besser passende Rennen zu fokussieren, vielleicht sogar irgendwann einen Marathon oder den legendären POWERMAN Zofingen (die Weltmeisterschaft über die Duathlon-Langdistanz) anzustreben?
Im Moment ist es aber so, dass mir der gewählte Rennkalender einfach mehr Spaß macht und ich auch das Training dafür viel lieber absolviere, als jenes für sehr lange Bewerbe. Für die nächste Saison ist also erstmal keine große Veränderung geplant. Auch finden wieder beide großen Duathlon-Meisterschaften, nämlich Sprint-EM und -WM in Europa statt, sodass eigentlich "alles wie immer" sein wird. Das gibt mir auch etwas Ruhe und Planungsstabilität.
Die Duathlon-Staatsmeisterschaften muss ich leider aufgrund der Terminkollision mit den Europameisterschaften auslassen. Ebenso werde ich an den World Games nicht teilnehmen - 2021 war ich bereits dabei und das war die mühsamste Wettkampfreise in meiner gesamten Karriere. Wettkämpfe gezielt - vor allem nach Spaßfaktor - auszuwählen ist jedoch ein elementarer Baustein dafür, lange Freude am Sport zu bewahren.

Umfangtechnisch komme ich nicht mehr ganz an meine Bestjahre heran, weil es mich etwas zu sehr auslaugt. Ich glaube aber auch, dass ich das gar nicht so sehr brauche. Die Ausdauer ist da, die Schnelligkeit muss ich mir eher erarbeiten - das war früher umgekehrt. Wert lege ich allerdings auf die wirklich wöchentlich stattfindenden Intensitäts- und Tempotrainings besonders beim Laufen - wenn das gut klappt, schiebt es mir immer noch schön die Form an.

Irgendwann in den nächsten Jahren werden sich die Ziele schon noch ändern. Vielleicht, wenn aufgrund einer neuen Ausbildung weniger Zeit und Fokus bleibt? Vielleicht, wenn es körperlich nicht mehr so geht wie aktuell noch?
Ich lasse es auf mich zukommen - aber derzeit ist keine große Veränderung geplant. Dafür macht es mir noch zuviel Freude - so, wie es ist.

Vorläufige Rennplanung 2025


Foto: Stefan Jeschke, Sandregenpfeifer, Ostsee 2024

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