ÖSTM Leichtathletik Halle 3000m und 1500m

Die beiden Mittelstreckerennen am Samstag und Sonntag zwei Wochen vor der Duathlon-EM sollten perfekt als Aufbaurennen passen. Mein Laufsommer war ja recht vermurkst und seit dem sehr guten Duathlon-Saisonabschluss im September bin ich auch bei keinem Laufwettkampf mehr gestartet.
Nach einem Dreivierteljahr Herumgemurkse - mal ging es mit Fersen und Waden, dann wieder nicht - und einem fast lauffreien Dezember (zu allem Überfluss hatte ich noch ein recht großes Überbein an der Ferse bekommen, nachdem mein Pferd das Gleichgewicht verloren hatte und mir reingesprungen war ...) war ich seit knappen zwei Monaten wieder im Aufbau. Weitestgehend hat das gut funktioniert, zumindest konnte ich die Intervall-Zeiten nach und nach wieder steigern und es gab keine großen, nachhaltigen Rückschläge. Ausgerechnet eine Woche vor den Staatsmeisterschaften musste ich noch einmal ein Bahntraining abbrechen, weil meine Wade komplett zu gemacht hat. Ich dürfte das rechtzeitig noch erwischt haben, sodass ich Mitte der Woche schon wieder trainieren konnte und meine Pläne, eventuell das "verlorene" Bahntraining am folgenden Wochenende nachzuholen, anstatt Wettkämpfe zu bestreiten, wieder verworfen habe.
Die 3000m wollte ich auf alle Fälle probieren, den Start über die 1500m noch offen lassen - je nach "orthopädischer Verfassung".
Erwartung an die Zeit hatte ich demnach keine - keine Mittelstreckenrennen, kein Höhentraining, bis Dezember unzufriedenstellender Trainingsaufbau sollten die Vorstellungen nicht allzu sehr ausufern lassen.
Aber selbst, wenn das Training etwas durchwachsen ist, kann ich im Rennen fast immer noch deutlich mehr abrufen, als ich mir vorher zugetraut hätte. Das wurde glücklicherweise über die Jahre auch nicht weniger. Beim Startschuss legt sich bei mir irgendein Schalter im Kopf um, zumindest, wenn es gute Konkurrenz gibt.

Und die gab es an beiden Tagen!
Waren die 3000m in den vergangenen Jahren oft einsame Rennen, so war in diesem Jahr die Startliste genauso gut gefüllt wie über die 1500m.
Mit Julia Mayer war eine extrem stark gewordene Mittel- und Langstreckenläuferin mit dabei, die in diesem Jahr auch schon in der Halle tolle Zeiten gelaufen ist. Es war mir ziemlich klar, dass ich am Samstag keine Chance gegen sie haben würde - und auch bei den anderen war ich mir nicht sicher, ob ich sie hinter mir lassen werde können.
Nach dem Startschuss ging Julia sofort vorne weg, das war für mich natürlich sehr angenehm, im Windschatten mitlaufen zu können. Das Tempo war nicht allzu taktisch, sondern schon eher flott gewählt. Sie versuchte, mich mit vielen kleinen Tempowechseln - oft eine halbe Runde sehr schnell, eine halbe Runde leicht verhaltener - abzuschütteln oder zumindest müde zu machen. Aufgrund des Größenunterschiedes war es auch für mich nicht so einfach, immer die passende Schrittlänge zu finden. Aber abreißen lassen musste ich dennoch nicht.
Bei den Überrundungen wurde es dann auch nochmal etwas langsamer, aber nicht weniger anstrengend.
Als es in die letzte Runde ging, verschärfte Julia erwartungsgemäß das Tempo nochmal, auch das konnte ich noch mitgehen. In der Kurve außen vorbei hätte ich aber nicht mehr geschafft ... und die Zielgerade ist in Linz sehr kurz, das Ziel schon auf halber Länge der Geraden. Problemlos konnte Julia zum Sieg sprinten.
Die Endzeit ist völlig in Ordnung für mich - 5sec über meiner PB von vor 3 Jahren, da hatte ich aber immerhin 4 Mittelstreckenrennen als Aufbau dafür in den Beinen. Und die Rundenzeiten bin ich zuletzt im Training mit Ach und Krach gerade mal über 400er gelaufen. Passt also total (überraschend) gut!

Rundenzeiten: 35/37/38/39/39/37/39/40/39/40(Gruppe überrundet)/38/39/39(Einzelläuferin überrundet)/40/35sec

KM 3:08/3:15/3:11min

Video vom 3000er:

3000m, 9:34,91min, 2. Platz, ÖSTM SILBER

An Tag zwei waren meine Waden zwar fest, aber keine Schmerzen. Kurz hab ich überlegt, ob ich den Start riskieren soll oder lieber auf Nummer sicher gehen und unverletzt in die letzte EM-Vorbereitungswoche gehen soll.
Das Bauchgefühl hat dann aber entschieden, dass sich die 1500m ausgehen werden, im Idealfall wäre sogar eine Medaille möglich. Einige Medaillen konnte ich in den letzten Jahren schon sammeln (aber noch nie eine Goldene) :)
Ich rechnete damit, dass Julia wieder schnell vorgehen wird, aber von den ganz jungen und sehr schnellen Nachwuchsläuferinnen auch ein oder mehrere würden mitgehen können. Im Vorjahr konnte ich mich ja lange Zeit gut im Windschatten positionieren, vielleicht hätte ich dieses Jahr auch soviel Glück.
Wie schon bei den 3000m kam ich beim Start gut weg und war schnell weit vorne. Aber keine Julia mit dabei ... (wie ich nachher am Video gesehen habe, hatte sie einen sehr schlechten Start im Getümmel).
Bummeln wollte ich nicht, ein meisterschaftstypisch tatktisch langsames Rennen wäre für mich in zweierlei Hinsicht ein Nachteil. Zum Einen übersprinten mich dann am Schluss die Jungen, zum Anderen wollte ich ja einen richtig guten Trainingsreiz für die Duathlon-EM haben. Also bin ich einfach einmal volles Risiko gegangen und vorneweg gelaufen.
Der Sprecher kündigte dann bald jede Runde an, dass Julia hinter mir war. Ich wusste nicht genau wie weit, aber ich rechnete damit, dass sie einfach die derzeit stärkere Läuferin ist (überraschenderweise konnte sie aber nie ganz zu mir aufschließen). Taktisch hatte ich nicht wirklich viele Möglichkeiten und auch überhaupt nicht die Sauerstoffreserven, um mir darüber Gedanken zu machen :D
7,5 Runden sind schon auch irgendwie lang ... bei einem kleinen Hänger mittendrinnen rechnete ich schon damit, das ganze Feld würde an mir vorbeiziehen. Aber irgendwie wollte ich an diesem Tag unbedingt endlich wiedermal einen richtig, richtig guten Lauf hinlegen. Zuletzt ist mir das im September in Frankreich gelungen, das müsste doch wiederholbar sein ... einfach probieren.

Und wie die 1500m begonnen haben, so schnell gehen sie vorbei. Das Einläuten der letzten Runde machte mir klar, jetzt musst Du einfach wirklich alles geben, lass es nicht auf einen Sprint nach der letzten Kurve ankommen, Du musst Dich absetzen ...
Im Ziel war ich einfach nur überrascht, dass es sich ausgegangen ist. Ich hätte vor diesem Wochenende mit Abstand am Wenigsten damit gerechnet, gerade über die 1500m mit einem Staatsmeistertitel heimzukommen. Aber so wars - alles riskiert, alles gewonnen. Ein wirklich schönes Gefühl, so darf es in zwei Wochen auch laufen!

Video vom 1500er:

Rundenzeiten: 33/37/36/36/37(1000m-Durchgangszeit 2:59min)/38/33/17(die letzten 100m)

1500m, 4:31,84min, 1. Platz, ÖSTM GOLD

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