Mallorca und andere Raddestinationen

Ein paar Fleckerl und deren Eignung zum Radtraining kenn ich inzwischen schon. In diesem Belastungsblock ging es für 9 Tage nach Mallorca, weil meine bessere Hälfte schon sehr lange dorthin wollte und es irgendwie nie so recht den richtigen Zeitpunkt gab :)
Ich bin ja kein Fan von klassischen Trainingslagern, ich hab ja daheim auch allerlei Freiheiten und wegen des Wetters muss ich auch nicht unbedingt von daheim weg.
Einmal im Jahr hab ich das Bedürfnis nach Pässefahren in Italien, das ist dann gleichzeitig ein schöner und mental sehr erholsamer Urlaub. Das ist und bleibt mein unangefochtener Favorit.
Im Folgenden möchte ich einen Überblick über die mir bekannten Rennrad-Reiseziele und meine subjektive (!) Bewertung teilen – das kann natürlich jemand anderer auch anders empfinden.
Die Bebilderung ist aber aktuell auf Mallorca entstanden :)

Meine Nr. 1 – Trentino/Italien

Wir waren jetzt schon mehrmals dort, einfach, weil die Italiener ein Herz für Radfahrer haben. Nirgends fühlt man sich als Rennradler auf der Straße so sicher und willkommen, wie in Italien. Dazu kommt, dass man besonders von Rovereto aus (liegt im östlichen Paralleltal vom Gardasee aus betrachtet) so unglaublich viele Möglichkeiten hat, wunderschöne und hoch gelegene Pässe zu fahren. Das geht halt nur im Sommer, denn im Frühjahr liegt dort lange Schnee und die Pässe sind auch oft gar nicht geöffnet.
Im Gegensatz zum Gardasee ist dort nicht so viel los, man steckt ned mim Radl im Stau und hat auch neben dem Fluss Etsch hervorragende Möglichkeiten für ungestörte Lauftrainings. Die Kulisse ist ein Hammer.
Darüber hinaus ist es ein Fleckchen Italien, das noch halbwegs leistbar ist. Das ist neben der Vielfalt der Möglichkeiten in der Streckenwahl und der relativen "Einsamkeit" auch ein großer Vorteil zum Gardasee.

Cesenatico/Italien

Hier gibt’s im Sommer Massentourismus, im Frühjahr fährt man mim Radl durch Geisterstädte. Trotzdem kommt vor allem im Hinterland italienisches Flair rüber. Die Berge sind halt nicht ganz so atemberaubend wie im Trentino, aber dafür auch früher im Jahr befahrbar. Schön, aber nicht „wow“ (für mich).

Zypern

Die Insel verfügt über sehr, sehr gute Asphaltstraßen, ähnlich wie auch in Italien lässt es sich aber auch hervorragend MTBiken. Das Hinterland ist wohl mit weiten Teilen Spaniens sehr gut vergleichbar, insgesamt ist die Insel eher dünn besiedelt und es gibt nicht so viel (Massen)Tourismus wie in vielen Teilen Italiens oder Spaniens. Das hat leider auch seinen Preis. Die Vegetation ist früh im Jahr sehr schön, aber leider fehlen mir dort wie an der Adria-Küste einfach die echten Berge.

Mallorca

Was soll ich schreiben, ohne, dass der Hausfrieden schief hängt :D
Ich bin mit wenig Erwartungshaltung hingefahren („Training soll gleich gut möglich sein wie im Vergleichszeitraum daheim“) und irgendwie doch … ein bissl enttäuscht worden.
Die Vegetation und auch diverse Steinformationen sind natürlich wunderschön und so lange daheim noch alles im Wintergrau steckt, ist das natürlich eine tolle Abwechslung.
Ich kann jetzt auch nur für den nördlichen Teil um Alcudia herum sprechen. Ich hab es mir einfach bedeutend gebirgiger vorgestellt – dass es natürlich nicht so viele Höhenmeter am Stück wie im Trentino gibt, war schon klar, aber die Anstiege auf Mallorca (jene, die ich kenne), sind dazu auch noch sehr flach und dazu auch extrem überlaufen, besser gesagt, befahren. Ich hab wohl außer bei einem Rennen noch nie so viele Rennradfahrer auf einem Fleck gesehen. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Autofahrer lernen, damit umzugehen und wirklich sehr, sehr rücksichtsvoll fahren – vergleichbar mit Italien.
Ich sag so – man muss es halt mögen. An der Küste gibt’s selbst im März echten Massentourismus, überall wird Deutsch gesprochen und es ist einfach alles „viel“. Stille, einsamere Momente, wie ich sie im Urlaub gerne mag, findet man praktisch nicht, weil die schönen und auch die weniger schönen Straßen halt wirklich von Radfahrern überhäuft sind und man ständig entweder selbst 20er-Packerl überholt oder von ihnen überholt wird.
Zu zweit nebeneinander zu fahren, ohne schlechtes Gewissen zu haben, geht halt auch nicht so gut – die Nebenstraßen haben meist recht schlechten Belag und auf der stark befahrenen Hauptstraße fährt man zu zweit dann halt (schweigend) hintereinander. Beim Bergfahren geht das meist besser. Aber welche Berge ... :D
Jedenfalls braucht man hier auch keine Triple-Schaltung (ich nicht). Musste bei Kompakt kaum jemals den kleinsten Gang auspacken, dafür wars beim ständigen Auf-Ab recht nervig, andauernd vorne schalten zu müssen - ein 39er-Blatt hätt ich mir gewünscht!
Dafür ist die Infrastruktur für Radfahrer, insbesondere der Verleih wirklich guter Räder, super.
Und zwei echte landschaftliche Highlight-Strecken haben wir auch gesehen - einerseits zum Cap Formentor (siehe Bild), andererseits die Auffahrten nach Lluc und das Entlangfahren am Bergkamm.

Bei den Laufstrecken muss man sich bissl kundig machen, nach knapp 5km neben der (gut belaufbaren, aber eben auch „wenig einsamen“ Hauptstraße ging es in ein verzweigtes Netz an kleinen Nebenstraßen, die teilweise auch wirklich schönen Ausblick auf Wasser- und Schilfflächen geboten haben.
Eine Laufbahn haben wir auch im 18km-entfernten Pollenca gefunden, die Benutzungsregeln und Öffnungszeiten sind allerdings bissl verwirrend, Spanisch zu sprechen ist eindeutig von Vorteil. Im Gegensatz zur Marswiese eignet sich dieses Sportzentrum leider nicht für Mehrfachkoppeltrainings, aber man kann nicht alles haben. Extrem positiv finde ich, dass jeder gegen geringes Entgelt die Anlage benützen darf.
Preislich und anreisetechnisch (trotz Direktflug mehrmals am Tag von Wien aus …) steht Mallorca für mich nicht dafür, zumal es auch genauso wenig wie anderswo eine Wettergarantie gibt.

Istrien

In den letzten Jahren ist dies als günstigere Alternative zu den anderen Zielen populär geworden. Topografisch finde ich es mit den anderen nicht-alpinen Zielen gut vergleichbar, auch hier ist das Hinterland sehr schön. Massen(rad)tourismus ist auch hier schon im Frühjahr angekommen, wenngleich wohl nicht so extrem wie auf Mallorca. Nachteilig würde ich die Autofahrer sehen, die doch im Vergleich zu den Italienern und den Mallorquinern viel aggressiver auf Radfahrer reagieren.
Die Straßenverhältnisse sind sicher schlechter als auf Zypern, vergleichbar mit Italien und Mallorca (bei beiden Destinationen kommts ganz drauf an – von wirklich super bis wirklich grottig ist alles dabei).
Genauso wie bei Italien kann man auch den Vorteil der Eigenanreise mit dem Auto hervorheben. Lebensmitteleinkäufe oder Ausflüge gestalten sich damit leichter und billiger, auch kann kein Gepäck (insbesondere das Rad, wenn man sich kein Leihrad nehmen möchte) beschädigt werden oder verloren gehen.

Deutschland ...

Und irgendeine Destination muss wohl das Schlusslicht bilden :D Wenn ich gefragt werde, wo ich besonders ungern Rad fahre, dann ist es wohl Deutschland.
Das liegt an der schwierigen Gesetzgebung mit Radwegebenützungspflicht und der (auch daraus resultierenden) absoluten Ignoranz der Autofahrer schwächeren Verkehrsteilnehmern gegenüber. Die Straßen sind größtenteils top, der Radwegebelag aber meist schlecht und vor allem für sportliches Radtraining ohnehin ungeeignet. So schön manche Gegenden zum Radtraining wären, so getrübt wird dieser Umstand leider durch die Autofahrer.

Trainingseckdaten Mallorcaaufenthalt Radschwerpunkt:
9 Tage
120 Laufkilometer, davon 36km unter 4:20min/km, 9:15h
577 Radkilometer, 4800Hm, 22:20h
Gesamt 31:35h
Das waren jetzt die Spitzenwochen in meiner Vorbereitung, jetzt kommen wieder (hoffentlich) mehr schnelle Laufkilometer dazu, das hat zuletzt aufgrund schwerer Beine vom Radln nicht ganz so gut funktioniert.
Krafttraining hab ich jeweils am Tag vor Abreise und nach Ankunft absolviert, so muss ich mich nicht mit den ungewohnten Hotel-Studios auseinandersetzen :)

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