Embrunman – Schöner Abschluss meiner Triathlonzeit

Zieleinlauf nach 14h und 15min - nach der Bewältigung von 3,8km Schwimmen bei Start in der völligen Dunkelheit, 188km Rad mit 3800hm und einem hügeligen Marathon.
Mein längster Wettkampf überhaupt. Soll auch so bleiben
:)

Der Höhepunkt der Strecke

Dieser Triathlon zählt sicher zu den Schönsten, die ich jemals gemacht habe. Wer die Stimmung und die Begeisterung an der Strecke erlebt hat, will keinen IRONMAN Klagenfurt mehr. Wer im wunderschönen Gebirgsstausee in der Finsternis startet, um in den Sonnenaufgang zu schwimmen, braucht keinen Wörthersee mehr. Wer die Westalpen mit dem Rad erklimmt, will nie wieder ein flaches Zeitfahren fahren (OK, den Punkt überleg ich mir noch
:) ), und wer dann noch den Marathon überlebt (mehr kann man es bei mir – leider – nicht nennen), der darf sich Embrunman nennen.

Eigentlich ging alles glatt bei mir. Relativ zu den „üblichen“ Vorkommnissen, die halt bei einer Langdistanz schon in der Beschreibung „perfekter Rennverlauf“ inkludiert sind.
Die gröbsten Probleme mussten wir schon im Vorfeld lösen, nach der Fahrt nach Frankreich, bzw. bei der Besichtigungstour der Strecke mit dem Auto, hat leider meine Schaltung vorne nimmer funktioniert. Die Abfahrt vom Col d’Izoard wollten wir noch vor dem Rennen fahren, um sie wenigstens einmal richtig genießen zu können. Dabei die Einsicht, dass wohl noch basteln angesagt sein wird.
Das Problem war aufgrund der Spezialkonstruktion meiner 3fach-Schaltung mit 26er-Blatt vorne nicht ganz so leicht zu lösen, vor allem wenn der vor Ort ansässige Fahrradhändler mit dem Bereitstellen des notwendigen Materials bissl überfordert war. Im Endeffekt hat’s nach vielen Schraubstunden und noch viel mehr strapazierten Nerven doch funktioniert. Wenigstens war keine Zeit zum Nervöswerden.

Bereit zum Einsatz in den Westalpen

Die Nacht davor hab ich halbwegs gut geschlafen, nicht ganz so gut wie sonst vor Wettkämpfen. Leider (doch Nervosität?) noch Magenprobleme bekommen. Kohletabletten haben’s bis zum Start gerichtet.
In der Früh war nicht viel Zeit, 5:50Uhr Start der Mädls. Noch alles in der Wechselzone gecheckt und auf ging’s ins Wasser. Die Orientierung war ein Wahnsinn, das vorausfahrende beleuchtete Schiff ist mit den schnellsten Mädls natürlich vor meinem Erreichen der ersten Boje abgebogen und somit ist eine ganze Gruppe zu weit nach links geschwommen. Egal, der Tag würde ohnehin noch ein bissl länger dauern.
Nach ungefähr 2,5km wurden wir dann von den schnellsten Herren, die ca. 10min später gestartet sind, ordentlich überschwommen. Wenigstens ein bisschen Sog bot sich den wenigen Damen im immerhin 1500 Athleten großen Feld.

Dann war’s auch schon wieder vorbei, ab in die Wechselzone, umziehen und ab aufs Rad. Gleich nach dem Wechsel geht’s recht steil einen Berg rauf, Spalier aus Zuschauern, Bombenstimmung. Man kann einfach nicht langsam. Sicherheitshalber kleinsten Gang aufgelegt, der Puls war trotzdem nicht unter 170 zu bekommen, aber mehr wegen der Freude, als wegen der Anstrengung. Die ersten anderthalb Stunden bin ich sehr defensiv gefahren, immer an der Steigung Rhythmus finden, runterschalten. Ich hab insgesamt vielleicht drei Mann überholt, gefühlte Hunderte haben mich stehenlassen. Am Fuße des Izoards hatte ich wahrscheinlich ein Drittel von denen wieder, am Gipfel noch bissl mehr. Das gab mir Zuversicht, mein Rennen gut eingeteilt zu haben.
Prinzipiell muss ich sagen, dass ich mich genau null vor den steilen Passagen gefurchten habe, mit meinem Rad war ich super gerüstet und außerdem hatten wir viel Bergtraining und sehr schwere Passfahrten in den Beinen. Ich wusste, wie man sich lange und auch steile Anstiege einteilt. Wirklich Respekt hatte ich nur vor der Länge. Mehr als 6h bin ich nie am Rad gesessen, beim Embrunman würden es plus/minus 8h werden. Verwunderlicherweise kam einfach kein Einbruch. Das Einzige, womit ich die ganze Zeit zu kämpfen hatte, waren Kreuzschmerzen. Vom ersten Tritt an, eigentlich schon vom Schwimmen an. Die lange Autofahrt und das viele Radreparieren und zu wenig Zeit für Regeneration und Dehnen hatten Spuren hinterlassen. Das war mental ganz schön hart.

Pulskurve am Rad

Die Strecke war, wie in vielen Erfahrungsberichten nachzulesen, sehr abwechslungsreich. Immer wieder auch Rollpassagen dazwischen, ich hab es aber vorgezogen, auch da schön anzudrücken. Nur nicht nachlassen. Recht bald hat dann auch der Gegenwind aufgefrischt (beim Embrunman gibt’s eigentlich fast immer mehr Gegen- als Rückenwind), also auch flach und leicht bergab zu kämpfen. Alles nicht schlimm, nur lang. Aber auch wirklich schön.
Witzig ist die Platzierung der Verpflegstationen. Bei einer Abfahrt hinter der Kurve ist in Frankreich beliebt :D Ich hab mir vorgenommen, eher defensiv bergab zu fahren, auf Sicherheit. Hat nicht geklappt, die kurvigen Passagen verlocken einfach zum echten Rennradfahren.
Mit der Schwimm- und Radleistung bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich gerade auf so langen Strecken mit der Spitze nicht annähernd mithalten kann.

Abfahrt vom Col d'Izoard - da lacht das Rennradlerherz :)

Das wollte ich dann beim Laufen und ich muss sagen, für 9,5h Renndauer waren die Beine wirklich ok, fast schon frisch. Sehr zuversichtlich startete ich somit in den abschließenden hügeligen Marathon und nahm mir vor, noch einige Mädls einzusammeln. Nach 10km wartete dann leider der Mann mit dem Hammer in Form eines „Isobechers“ auf mich – leider war kein Iso drinnen, sondern frischgepresster Zitronen-Orangen-Saft. In Kombination mit der Magenbelastung der vergangenen Stunden hatte ich kurz darauf das Gefühl umzukommen. Magenkrämpfe, Seitenstechen und keine weitere Kalorienzufuhr begleiteten die nächsten Kilometer.

Die Laufstrecke verläuft zum Teil neben dem hellblauen Durance-Fluss (mündet in den Stausee)

Leider ist es bei mir bei einem Einbruch auf langen Distanzen immer so, dass ich mich nicht mehr davon erhole. Ich bin ja eher der Sprinttyp und wenn einmal die Zuckerzufuhr abreißt, dann ist nur mehr Dahinschleppen möglich. Ach ja, in diesem Fall über 32km. Die Kombi aus langer Renndauer und Zuckermangel hat dann zu einer neuen Marathon-Negativ-Bestleistung meinerseits geführt. Aber immerhin bin ich durchgelaufen, das war mein Hauptziel für den Bewerb. Nicht das Rad zu schieben und nicht gehen zu müssen. Somit erreicht :)
Wenn man die Zeit analysiert, muss man sagen, dass locker 3h länger als auf einer "normalen" Langdistanz schon recht happig sind. Wenn man bedenkt, dass ich gut eine Dreiviertelstunde alleine beim Laufen verloren habe, dann ist das zumindest ein Erklärungsansatz.
Der Zieleinlauf hat jedenfalls für alle Strapazen entschädigt. Ich kann nicht sagen, dass es härter als bei früheren Langdistanzen war, ich war aber auch definitiv viel besser auf die lange Wettkampfdauer und die anspruchsvolle Radstrecke vorbereitet. Das stimmt mich für die Zukunft sehr positiv, meine Radleistung noch weiter ausbauen zu können.
Jetzt wird erholt, sehnsüchtig auf meinen neuen Zeitfahrer gewartet und dann das Schnelligkeitstraining (wieder)aufgenommen. Langdistanz brauch ich eine Zeit lang keine mehr, höchstens mal einen POWERMAN :)

Unser Quartier :)

Gesamtzeit: 14:15:06h

3,8km Swim: 1:10:40min

T1: 7:02min

188km Bike: 8:19:56h

T2: 4:24min

42,2km Run: 4:33:06min

Platzierung gesamt: 18.

Platzierung Elite I: 4.

Alle Ergebnisse gibts auf EMBRUNMAN.

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