Behandlung von Überlastungen bei Sportlern - Triggerpunktbehandlung und Dry Needling

Während ich hinsichtlich mentaler Stärke im Sport immer sehr, sehr robust war, hat mein Bewegungsapparat nicht immer so gut mitgespielt. Ausgestattet mit Hypermobilität in den Gelenken und einem Beckenschiefstand war ich zu Beginn meiner Laufkarriere extrem verletzungsanfällig. Durch viele Fehler in der Trainingssteuerung, mangelhafte Lauftechnik und zuviel Ehrgeiz musste ich öfters Überlastungserscheinungen hinnehmen und entsprechend pausieren.

Erst im Studium und später in der Zusammenarbeit auch mit Physiotherapeuten in einer orthopädischen Praxis konnte ich für mich wirklich hilfreiche Verbesserungsansätze finden. Ich kenne inzwischen wirklich viele Methoden und muss sagen, dass die Triggerpunktbehandlung für mich die mit Abstand effektivste Behandlungsform für die meisten Sportverletzungen ist (klar - wenn der Meniskus ab ist, wird das nicht ausreichen, aber die häufigsten Überlastungen sind immer noch sogenannte myofasziale Probleme).

Besonders wichtig finde ich, dass man bei bereits bestehender Überlastung nicht durch Kräftigungsübungen weiter hinein trainiert. In der Physiotherapie ist es aus meiner Sicht essentiell, überhaupt zunächst einmal die Trainierbarkeit wiederherzustellen und erst nach Ausheilung in das vorbeugende Training (unter anderem durch Kräftigungsübungen) zu gehen. Passt das Timing nicht, verschlechtert sich der Zustand fast immer.

Am Beispiel der bei Läufern sehr häufigen Achillessehnenüberlastung kann man das sehr schön skizzieren:
•  in der ersten Akutphase hilft das Schema Kühlen + Pausieren (drei Tage in Ruhe lassen, keine Belastungen, kein Dehnen), Schmerzmittel wenn ansonsten kein Schlaf möglich ist (Entzündung ist Teil des Heilungsprozesses)
•  begleitend kann man so früh als irgend möglich die Triggerpunkte in den Anteilen der Wadenmuskulatur, die in die Achillessehne münden (M. soleus, M. gastrocnemius medialis und lateralis) lösen (lassen), um den Zug auf die Sehne frühenstmöglich zu reduzieren und gleichmäßig zu gestalten (es sollte nicht ein Anteil der Wade mehr Spannung als die anderen haben), Faszienrolle ergänzend nutzen, in weiterer Folge kann eine Behandlung der gesamten Muskelkette Sinn machen (Wade, Hamstrings, Gesäß)
•  nach den ersten Tagen kann man forciert durch mehrmals tägliches Dehnen (bevorzugt nach leichter Bewegung) den Muskeltonus der Wade weiter senken
•  Wärme, Kompression, Magnesium können den Muskeltonus regulieren helfen
•  sobald schmerzfreie Bewegung möglich ist, sollte diese wiederaufgenommen werden - lieber häufig und kurz als zu lange am Stück mit Inkaufnahme eines Rückfalls (sobald die Triggerpunkte weitestgehend ausbehandelt sind - bei ganz akuten, neu aufgetreten Problemen ist das oft sogar schon nach 1-3 Behandlungen der Fall - kann man als Beispiel jeden 2. Tag 10-15min Traben und dann vorsichtig Woche für Woche steigern)
Bei bereits chronischen Beschwerden ist das unter Umständen auch anders, weil das Schmerzempfinden auch oft nicht (mehr) mit der Belastung korreliert.
•  Stabilisations-, Kräftigungs- und Lauf-ABC-Übungen sind zu Beginn tabu, hierfür muss schon eine grundsätzliche Belastbarkeit wieder gegeben sein. Grundsätzlich sind diese aber für eine völlige Rehabilitation und Vorbeugung essentiell, sie dürfen aber nicht zu früh oder als einzige Maßnahme bei Überlastungsproblemen angewandt werden - das funktioniert meist nicht. Zuerst passive Behandlung (durch den Therapeuten), dann aktive Behandlung (Training durch den Sportler).
Laufpause alleine hilft oft gar nicht, weil die Triggerpunkte bestehen bleiben. Nach den ersten Laufeinheiten meldet sich dann meist die Sehne zurück und es wird chronisch.
•  die "individuelle Lauftechnik-Checkliste" kann man schon von den ersten Laufschritten an einbauen, Sprungübungen erst, wenn die Belastbarkeit wieder voll gegeben ist.

Als absoluten Game Changer in der Behandlung durfte ich durch internationale Sportkolleginnen schon vor vielen Jahren das Dry Needling kennenlernen.
Die Triggerpunktbehandlung ist in Österreich schon lange möglich, manuell von außen erreicht man aber leider gerade bei stark ausgeprägter Sportlermuskulatur tiefsitzende Verhärtungen, die dann gerne beispielsweise zu Sehnenansatzentzündungen oder auch Gelenksschmerzen führen, leider nicht besonders gut. Das geht mittels Dry Needling besser und vor allem schonender.
Inzwischen ist endlich auch in Österreich möglich, was anderen Ländern schon lange üblich ist. Ich habe mir in den letzten Jahren viel selbst geholfen, indem ich die Technik an mir selbst erlernt habe, aber leider kommt man ja nicht an alle Stellen des Körpers gut und entspannt selbst hin. Ein guter Dry-Needling-Therapeut ist hier Gold wert.
Mehr Infos dazu gibt es unter anderem bei physiostraka.at


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