Halbmarathon ÖSTM Salzburg

Für mich eher unerwartet (aber natürlich sportlich sehr erfreulich!) konnten die Halbmarathon- Staatsmeisterschaften im Rahmen eines etwas abgewandelten, corona-konformen Jedermannlaufs in Salzburg ausgetragen werden. Anstatt der üblichen drei Runden wurden eine große und eine kleine Schleife hauptsächlich am Radweg des Salzachufers absolviert.
Meinen letzten HM bin ich vor 2,5 Jahren in Graz gelaufen, damals konnte ich mit meiner bis jetzt gültigen persönlichen Bestzeit von 1:15:12h auch den Staatsmeistertitel holen.
Dass diese Zeit mit meiner derzeitigen Form nicht realistisch zu erreichen ist, war mir im Vorhinein klar, aber ein spannendes Rennen mit Julia Mayer um die Goldmedaille wäre schon ein schöner Fast-Saisonausklang (jetzt ist erstmal länger Wettkampfpause, bevor ich Ende November noch die Cross-Staatsmeisterschaften laufen möchte, die wie vieles andere vom Frühjahr in der Herbst verschoben worden sind ...). Meine Pläne, mich für die Berglauf-WM und Crosslauf-EM zu qualifizieren, wurden von Rennabsagen beider Events leider überholt :(

Die letzten Wochenenden waren sehr dicht, ein Rennen nach dem anderen, das ich dann doch mitnehmen wollte, immerhin lauter (Staats-)Meisterschaften, die sich auch ein möglichst vollständiges Starterfeld verdient hatten ...
Das halbmarathonspezifischste Training waren wohl die 10km-Meisterschaften zwei Wochen zuvor, die ich, für mich überraschend, dann sogar für mich entscheiden konnte. Mit guter Taktik könnte also vielleicht bei hervorragender Tagesverfassung auch am Halbmarathon eine kleine Chance gegen Julia bestehen, und probieren muss man es ja.
Seit über einem Jahr kann ich verletzungsbedingt nicht so trainieren, wie ich mir das so wünsche, aber die Rennen sind nach wie vor eine große Triebfeder für mich. Auch, wenn es brutal schwerfällt, muss man, zumindest für den Moment, die Ansprüche etwas zurückschrauben und das Beste aus der Situation machen. Es geht jetzt ohnehin endlich langsam bergauf für mich :)

Wir sind die ersten drei KM mit leichtem Gegenwind in vernünftigen +/- 3:40min/km angelaufen. Das hat sich für mich sehr locker angefühlt, aber ein HM ist lang. Wenn die spezifischen Einheiten fehlen, muss man es noch schlauer angehen. 2017 hab ich durchaus am Anfang mehr riskiert, aber da hatte ich Tempoeinheiten ohne Ende in den Beinen, einen generell laufintensiven Winter und noch dazu ein Höhentrainingslager.
KM 4 war leicht winkelig, da haben Julia und ich schon ein wenig Positionen gewechselt. KM 5 war dann wieder geradeaus neben der Salzach, mit Wind von hinten. Mir war es eigentlich zu locker und ich hab kurz angetestet, was Julia so in den Beinen hat. Kurzfristig ließ sie ein wenig nach (hinterher betrachtet war das glaub ich nur psychologische Kriegsführung :D Schlau, hätte ich auch so gemacht ...), ich war überrascht und fühlte mich stark. Dann allerdings war sie wieder neben mir, wir gingen bei ungefähr 18:05min bei der 5-KM-Marke durch. 
KM 5, 6, 7 und 8 waren dann um die 3:30min herum, bzw. leicht darunter. Zwischen KM 7 und 8 hat Julia dann aber so zugelegt, dass ich nur mit größerer Anstrengung mithalten konnte (und das war mir für das erste Renndrittel angesichts meiner nicht ganz optimalen Vorbereitung zu riskant). Zudem war ich überzeugt, dass auch sie das Tempo nicht wird halten können und ich wieder aufholen würde.
Leider falsch gedacht ...
Nachdem ich abreißen hab lassen, blieb die Distanz zwischen uns zunächst noch eher klein und überschaubar, aber dann musste ich erkennen, dass ich mit meinen Kräften einfach noch deutlich mehr haushalten muss als auf 10km und dann war sie auch schon ein größeres Stück vorne.
Da wir Frauen (coronabedingt) in einem eigenen Rennen 15min hinter den Herren auf die Strecke gingen, gab es keine Möglichkeit, einen Windschatten oder gar Gruppe zu nutzen, wie es bei meinem besten HM sehr gut möglich war. Die letzten zwei Drittel des Bewerbs lief ich also völlig alleine, was einerseits mental etwas mühsam ist (mir aber dann doch erstaunlicherweise weniger zugesetzt hat, als befürchtet), andererseits im Gegenwind halt nochmal anstrengender ist - aber das war für Julia auch kein bisschen anders. Sie hatte halt noch den kleinen Vorteil des Begleitfahrrades, das dann doch den einen oder anderen Spaziergänger auf der nicht gesperrten Strecke frühzeitiger von der Straße bitten konnte. Man darf sich da aber im Rennen nicht frustrieren lassen, wenn immer wieder kleine Hindernisse auftauchen. Die Abstände zwischen den ersten drei Damen waren so deutlich, dass es daran nicht viel zu rütteln gab. Deshalb hab ich dann vielleicht auch nicht das letzte Bisschen aus mir rausgepresst.
Der Einzelstart der Damen hat auch den Vorteil, dass man einfach viel sichtbarer ist - auch für Zuseher. Es gibt dem Ganzen einen nochmal würdigeren Rahmen, wie ich finde - wenngleich es für schnelle Zeiten etwas weniger ideal ist.

Ich versuchte, die verbleibenden Kilometer so halbwegs in Würde über die Runden zu bringen, Uhr hatte ich selbst keine dabei, was sicher gut war, um sich nicht von der schlechter werdenden Pace irgendwie negativ beeindrucken zu lassen.
Am Schluss wurden es doch 2,5min Rückstand auf Gold und eine für mich wirklich schlechte Zeit. Das muss man einfach so hinnehmen, mehr war nicht drin. Das Wetter war perfekt, die Strecke vielleicht nicht die Allerschnellste - aber das empfindet man auch eher so, wenn man halt nicht die beste Form hat :D

Zeit: 1:18:32h (nur Bruttozeiten bei der ÖSTM) - VDOT 59,6

Schnitt: 3:43min/km

Platzierung gesamt: 2., ÖSTM SILBER

Alle Ergebnisse gibts beim ÖLV und bei PentekTiming.

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