Französischer Duathlon Grand Prix - Noyon
Obwohl die Streckenwahl wirklich nett ist (technisch/winkelig sowie etwas hügelig in beiden Disziplinen) verbinden mich mit Noyon keine besonders guten Erinnerungen.
Beim ersten Start bin ich gestürzt und letzten Juni (gleichzeitig mein letzter Duathlon seitdem!) in der Hitze verglüht.
Das sollte diesmal anders werden, eher zu kühl denn zu warm war zu erwarten, also bestes Duathlonwetter.
Ich liebe ja die Sprintdistanz und ganz besonders die Rennen in Frankreich, weil sie so extrem stark und dicht besetzt sind und man dadurch einen tollen Einblick in die Konkurrenz, auf die man dann auch bei den internationalen Meisterschaften trifft, gewinnt.
Man muss aber auch so ehrlich sein, dass es mit der Grundschnelligkeit bei mir jetzt nach und nach etwas zäher wird. Während ich Tempoläufe immer besser verkrafte, fallen mir Tempowechsel und kurze Antritte zunehmend schwerer, beziehungsweise kosten sie mich mehr Körner. Das macht es auf welligem und technischen Terrain, noch dazu bei taktischem Rennverlauf nicht leichter.
Meine Erwartung war hauptsächlich, zu sehen, wo ich im Vergleich zu meinen Konkurrentinnen bei der EM im Juni aktuell stehe und woran ich bis dahin noch etwas mehr arbeiten muss. Außerdem wollte ich natürlich meinen Verein Stade Francais, der immerhin die gesamten Reisekosten übernimmt, gut vertreten.
Die 10 000m in der Vorwoche haben mir gezeigt, dass die Form solide ist, aber noch nicht am Peak (so solls auch sein). Am Rad kann ich es aktuell gar nicht einschätzen - im Winter war ich wegen des Lauffokus nicht so besonders gut drauf, wir waren in diesem Jahr auch nicht im Süden zum (Höhen-)Training. In den letzten Wochen hat die Form aber gut angeschoben, ich hab viel ins Zeitfahren investiert, um bei den Staatsmeisterschaften im Duathlon in einer Woche eine gute Leistung zeigen zu können.
Das Rennrad in Frankreich ist halt ausgeborgt und eine kleine Umstellung. Mir fehlen hier auch die Leistungsdaten zur Einordnung, ich kann nur beobachten, wie ich mich im Vergleich zu den anderen Mädls schlage.
Pünktlich vor dem Start hat erst erstmal so richtig aprilmäßig zu schütten begonnen. Schon frierend bin ich losgelaufen und hab gemerkt, dass diesmal niemand so richtig Tempo machen wollte. Daher bin ich dann fast den kompletten ersten Lauf vorne gelaufen - auch mit kleinen Tempowechseln, in der Hoffnung, dass einige Mädls das Tempo nicht mitgehen können. Am kurzen steileren Bergaufstück am vorletzten KM haben dann andere noch attackiert, ich konnte aber problemlos mitgehen und mich im nachfolgenden Bergabstück gut erholen. Dennoch - eine fast 20köpfige Gruppe (!) ist gemeinsam zum ersten Wechsel gekommen. Es ist unglaublich, um wieviel dichter das Feld in den letzten fünf Jahren geworden ist. Früher hätten das Tempo vielleicht 2-5 Mädls mitgehen können, jetzt ist es fast ein Viertel des gesamten Feldes!
Nach einem soliden ersten Wechsel bin ich in der etwas auseinandergezogenen Führungsgruppe aufs (Leih-)Rad gestiegen. Körperlich wars problemlos, die kleinen Lücken nach weiter vorne zuzufahren, aber auf den ersten Straßenmarkierungen in der Kurve in Form von Zebrastreifen ist mir auf der nassen Straße zum ersten Mal das Hinterrad ausgebrochen. Auf den zweiten Straßenmarkierungen dann das zweite Mal ... vor mir ein Sturz einer Teamkollegin, die daraufhin leider ärztlich betreut werden musste und das Rennen nicht beenden konnte und hinter mir gleich ein Sturz einer ganzen Gruppe haben bei mir zu der Entscheidung geführt, nichts zu riskieren.
Auch wenn der Reiseaufwand groß und das Rennen hochkarätig ist - es ist doch "nur" ein Französischer Grand Prix und keine internationale Meisterschaft. Dafür möchte ich nicht meine Knochen riskieren, schon gar nicht auf einem ungewohnten Rad mit ungewohnter Geometrie und ungewohnten Reifen auf nasser Fahrbahn. Die Scheibenbremsen sind bei den Bedingungen natürlich toll und ermöglich theoretisch das sehr späte Abbremsen vor den Kurven, aber die Traktion wird davon halt auch nicht besser.
Ich hab dann in den Bergaufstücken ordentlich Tempo gemacht um auch einen guten Trainingsreiz und den Vergleich zu den anderen zu haben und bin sonst auf Sicherheit und viel alleine im Wind fertiggefahren. Damit bin ich völlig im Reinen. Fürs Podium hätte es bei dieser Besetzung ohnehin nicht gereicht und ob es nun ein 10. oder (wie dann schlussendlich) ein 16. Platz wird, macht dann (für mich) nicht mehr den großen Unterschied.
Am Ende des Radsplits wäre ich beinahe noch von einer größeren Gruppe eingeholt worden, dieser konnte ich dann aber problemlos beim zweiten Lauf davonlaufen.
Fun Fact: Ich hab sogar meine Altersklasse gewonnen! 1986er-Jahrgänge findet man nicht mehr so wirklich viele bei den Grand-Prix-Rennen ...
Insgesamt bin ich zuversichtlich, was den Formaufbau betrifft. Ein bisschen Steigerung sollte in beiden Disziplinen bis zur EM noch möglich sein und ich werde das dementsprechend auch ausgewogen trainieren - denn leistungsmäßig bin ich jetzt nicht in einer Disziplin besonders zurückgefallen. Bei einer EM und mit eigenem Rad riskiert man natürlich am Rad auch nochmal deutlich mehr. Hinsichtlich Kurventechnik und Fahren in der Gruppe hab ich mich eigentlich wohl gefühlt.
Die Platzierung ist zwar nicht so überragend, aber das Körpergefühl war weitaus besser als letzten Herbst. Meine Zeiten waren sehr, sehr ähnlich, wobei die Temperaturen diesmal viel besser waren - die Siegerin Marion Legrand hat allerings eine knappe Minute länger als im Vorjahr gebraucht, was den nassen Bedingungen am Rad geschuldet ist. Mein Rückstand war somit um 36sec geringer als 2023.
Obwohl ich sonst immer ohne Uhr starte, hab ich sie diesmal - um auch einen Abgleich mit der kontinuierlichen Glukosemessung zu haben, solange ich diese noch am Arm habe - mitgenommen und den Puls getrackt.
Strecken- und Pulsdaten (Watt und Frequenz sind nicht dabei) auf STRAVA.
Im Gegensatz zur Vorwoche mit der Startverschiebung sieht man in der Glukosemessung die nahezu perfekte Versorgung im Rennen (11:45-12:45Uhr). Während des Bewerbes gab es keinerlei Verpflegsmöglichkeit (am Radl ist es bei dem winkeligen Kurs nicht möglich/sinnvoll einzuplanen und beim Laufen gab es wetterbedingt auch keinerlei Versorgung). Das hat bei gut gefüllten Speichern und einem Gel 15min vorm Start in der Aufwärmphase aber keinerlei Einbußen gebracht, der Glukosepeak ist beachtlich und bis zum Schluss war die Versorgung aus körpereigenen Speichern perfekt gegeben.
Gesamtzeit: 1:00:18h (2023: 59:58min)
5km Laufen: 17:05min (in der Führungsgruppe) (2023: 16:58min)
1. Wechsel: 47sec (2023: 43sec)
20km Rad: 32:58min (2:21min auf die Siegerin verloren, keine Leistungsmessung, da Leihrad) (2023: 32:35min)
2. Wechsel: 55sec (2023: 52sec)
2,5km Laufen: 8:34min (18sec auf die Siegerin verloren) (2023: 8:51min)
Platzierung gesamt: 16.