Französischer Duathlon Grand Prix - Evreux

Zum zweiten Mal ging es für mich nach Frankreich zur wohl bestbesetzen Duathlon-Rennserie weltweit.
Die Startliste war wirklich beeindruckend, wobei die amtierende Weltmeisterin aus Australien schließlich doch nicht gestartet ist. Die ersten drei der WM haben somit gefehlt, sonst war aber so gut wie jeder da :)

Die Strecke der Sprintdistanz war zwar leider beim Laufen bissl kurz (zumindest entnehme ich das den Splitzeiten, dass es so sein musste, Uhr hatte ich keine dabei), aber dafür schön crossig und winkelig.
Am Rad war es ebenso ziemlich flach, der Wind und dessen Richtung war die größte Challenge. Allerdings waren auch einige 90°-Kurven zu bewältigen, was für mich ein großer Vorteil ist.

Da sich mein Verein Stade Francais über die Saison im Ranking gut nach vorne gearbeitet hat, musste ich diesmal im fast 60 Damen starken Starterfeld nicht so weit hinten starten wie das letzte Mal. Noch vor dem ersten Kilometer war ich daher ganz vorne dabei.
Bald hat sich die Britin Georgina Schwiening an die Spitze gesetzt und Tempo gemacht - sie hat sich beim Laufen auch sehr entwickelt und aufgrund ihres jungen Alters war zu erwarten, dass sie mit den kürzeren Strecken der Sprintdistanz recht gut und sogar besser umgehen kann, als die etablierten Athletinnen auf der Standarddistanz.
Mir liegen die kürzeren Strecken allerdings auch sehr, sodass ich das Rennen eher aggresiv angehen wollte.
Bald wurde mir auch ihr Tempo etwas zu langsam und so bin ich schon nach einer von zwei Runden als Erste durch die Wechselzone gelaufen.
Die Stimmung in Frankreich ist wirklich unglaublich. Duathlon zählt hier wirklich etwas, man wird angefeuert wie verrückt, jeder kennt Deinen Namen und da man ja für ein französisches Team startet, ist auch die Nationalität anscheinend egal :D

Auf der zweiten Runde konnte ich dann meinen Vorsprung noch weiter ausbauen. Schließlich bin ich 6sec vor Schwiening in die Wechselzone gelaufen.
Dahinter die junge Französin Lucie Picard, die mich bisher immer beim abschließenden Lauf geschlagen hat, dann kam schon meine Vereinskollegin, die Französin Marion Legrand, hinter ihr erst die amtierende Europameisterin und frühere Weltmeisterin - die ebenfalls einheimische Sandra Levenez.

Am Rad hat mich Schwiening rasch eingeholt, da sie mit Laufschuhen fährt und somit schneller wechselt. Sie hat dann ordentlich Tempo gemacht (wie schon bei der WM), es war aber klar, das Tempo kann sie nicht halten. Ich hätte das aber auch nicht vorne fahren wollen ...
Es war ohnehin ziemlich sicher, dass die starken Radfahrerinnen von hinten aufschließen würden und das ist dann auch passiert. Ich wusste, ich darf nicht - wie sonst fast immer - zu viele Körner am Rad lassen. Ich musste mich darauf besinnen, was ich gut kann.
Zum Einen waren das die Kurven. Wenn ich vorne gefahren bin, war nach jeder Kurve fast immer eine Lücke, die wieder zugefahren werden musste - das macht die Beine auf Dauer ordentlich kaputt.
Zum Anderen habe ich in den Radrennen dieses Jahr anscheinend ganz gut gelernt, meine Position zu behaupten. Ich bin eigentlich das gesamte Rennen hindurch fast immer genau dort gefahren, wo ich sein wollte - an zweiter Position im Windschatten versteckt.

Über den Radpart bin ich aus mehreren Gründen sehr glücklich. Zum Einen habe ich das Rad erst am Vortag zum ersten Mal gesehen. Es war nigelnagelneu, aber etwas groß für mich. Die mechanische Ultegra-Schaltung hat mir aber Schaltungsprobleme wie im Frühjahr mit der ungewohnten elektronischen Schaltung erspart.
Trotz nicht optimaler Geometrie konnte ich die Kurven sicher und schnell passieren. Nur die Position war nicht so windschlüpfrig, wie ich es von daheim gewohnt bin. Vielleicht für den abschließenden Lauf sogar ein Vorteil?
Auch ist ja beim Radfahren auch nicht derjenige vorne, der die meisten Watt tritt, sondern der seine Fähigkeiten am Schlauesten einsetzt. Hier hatte und habe ich wohl die größten Defizite. Es ist leichter und schneller trainierbar, als die Leistung der Beine.
Diesmal aber ist es für mich perfekt gelaufen, immer ein Ohr nach hinten gerichtet - ob jemand für eine Attacke schaltet - konnte ich jeden Antritt problemlos mitgehen.

Nur den im Vorfeld so gut geübten Absteigevorgang hab ich diesmal komplett verschlafen :D
Meine Freude über das Erreichen der Wechselzone direkt hinter Levenez wurde durch die heranrauschende Absteigelinie abrupt unterbrochen.

Nach einer harten Bremsung bin ich noch irgendwie rechtzeitig vom Rad runtergekommen, allerdings auf der falschen linken Seite der Wechselzone - der Bereich unseres Vereins war rechts - und eben völlig zum Stillstand gekommen.
Somit bin ich vermutlich als Letzte der Führungsgruppe zum Laufen gekommen, konnte allerdings sehr bald eine Athletin nach der anderen überholen. Nach rund 1km war ich ganz vorne und musste nur mehr fertiglaufen - mit neuerlicher Bestzeit auch beim zweiten Lauf.
Die Stimmung war genial, vor so einem Publikum macht es wirklich richtig Spaß.
Das Tolle - auch Platz zwei ging an den Verein - Marion Legrand konnte Schwiening (die wieder besonders schnell gewechselt hat, da sie die Laufschuhe anbehalten hat) noch im Zielsprint abfangen.
Dahinter dann - auch überraschend - die Niederländerin Lesley Smit, noch vor Levenez, Le Colleteur, Picard, Chuberre, ...

Es war für mich ein wirklich perfektes Rennen. Der Reiseaufwand hat sich absolut gelohnt.
Allein der Stellenwert des Duathlons in Frankreich macht richtig Lust auf die Rennen.
Die schnellsten Mädels des Vereins bekommen ein Rad nach eigenen Vorstellungen für 2018 und die Betreuung enspricht einem Rumdum-Sorglos-Paket.

Ich freu mich (auch aufgrund dieser Wertschätzung) schon sehr auf das letzte Duathlon-Rennen in zwei Wochen :)

Gesamtzeit: 57:40min

5km Laufen: 15:49min (sicher kürzere Strecke ...)
20km Rad + Wechselzeiten: 33:59min (keine Daten, Leihrad)
2,5km Laufen: 7:53min

Platzierung gesamt: 1.

Ergebnisse

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