Duathlon European Championships Sprint Elite Caorle / ITA

Meine Taktik, mich im Vorfeld aufgrund der Streckencharakteristik der kommenden Duathlons voll aufs Laufen zu setzen, ist komplett aufgegangen.
Mit Mitte März war der erste große internationale Wettkampf in diesem Jahr sehr früh - stört mich persönlich nicht so, da ich eigentlich immer gut und fit aus dem Winter komme. Ich habe zwar nicht so die Radkilometer in den Beinen wie jene, die viel im warmen Süden trainieren (und das Höhentraining über die zwei Wochen in Kenia war diesmal krankheitsbedingt auch wenig umfangreich ...), aber dennoch habe ich mich ganz gut spezifisch vorbereiten können.
Das größere Problem für mich sind eigentlich die mangelnden Aufbaurennen mitten im Winter. Mein letzter Duathlon war im September und in diesen Monaten dazwischen kann sich auch die Konkurrenz stark weiterentwickeln. Es war also irgendwie Europameisterschaft und Statusbestimmung wie Trainingsüberprüfung zugleich - was ist gut gelaufen und wo muss man wieder stärkere Schwerpunkte legen.

Läuferisch geht es mir im Moment sehr gut, seit dem Halbamarthontraining mit Bestzeit im Oktober war ich nie verletzt und konnte den Winter gut nutzen. Auf der Sprintdistanz könnte gegenüber den Jüngeren (ich war inzwischen die älteste Starterin im Feld!) etwas bei der Grundschnelligkeit einbüßen, dafür bringe ich sehr viel Erfahrung und eine gute Basis beim Laufen mit.

Das Wetter war nahezu perfekt, eher kühler, aber sonnig, sehr angenehm. Der Wind war deutlich spürbar, aber für mich nicht störend. Wenn man einen guten Tag hat, ist aber das Wetter ohnehin völlig Nebensache.
Der Laufteil war sehr technisch zu laufen, vor allem in einer großen Gruppe. Aufgrund der sich stark entwickelnden Dichte im Duathlon entzerrt sich das Feld kaum und auf der winkeligen Strecke durch die Altstadt von Caorle und über Rampen rauf und runter zur Meerespromenade war es sehr eng. Aber ich habe mich für etwas flachere Schuhe (30 statt 40mm Höhe) entschieden, diese laufen sich auf solchen selektiven Kursen deutlich angenehmer und direkter - auf die Federwirkung kann ich dann eher verzichten.

Der erste Lauf wurde hart angegangen - der erste KM sogar eher unter 3:10min trotz enger Kurven, zwischendurch war es mir dann aber sogar fast zu locker. Aber zuviele Körner wollte ich dann durch Attacken auch nicht lassen, immerhin könnte ich diese eventuell am Rad aber vor allem beim zweiten Lauf sehr gut gebrauchen.

Der erste Wechsel war solide, die nachfolgende lange Barfuß-Laufstrecke bis zur Aufsteigelinie etwas mühsam, aber auch diese ging bei mir tendenziell besser als bei der Konkurrenz. So bin ich recht komfortabel in der Führungsgruppe gelandet, die dann mit einzelnen wenigen Aufschließenden von hinten schließlich 11 Damen stark war. So eine (mittel-)große Gruppe ist oft ein wenig mühsam, aber in dem Fall war alles zivilisiert, die Attacken habe ich weiter hinten als defensiv Fahrende halt dann durch den Zieharmonikaeffekt etwas mehr gespürt.
Die Strecke war flach, aber winkelig - ca. alle 30sec gab es einen Antritt nach einer 90°-Kurve. Meine Radform ist in den letzten Wochen nicht sooo berauschend gewesen, die Wattleistung war jetzt aber dennoch für mich sehr solide. Ich hätte es deutlich einfacher gehabt, wenn ich im Vorfeld Gelegenheit zu Aufbaurennen gehabt hätte - gefühlt war ich bei 3 von 4 Runden immer im falschen Gang, bin zum falschen Zeitpunkt angetreten und musste daher immer wieder Lücken unnötig zufahren. Meine Radfahrt war schlichtweg unökonomisch, das muss wieder besser werden.

Umso begeisterter war ich von meinen Beinen beim zweiten Lauf. Nach einem nicht ganz reibungslosen Wechsel (in die neuen noch ungewohnten Schuhe komme ich immer noch nicht so gut rein wie in die Alten, ganz Flachen ...) musste ich als Letzte der Führungsgruppe erst an allen anderen vorbei. Am letzten KM, bei der Penalty Box, war ich schließlich sogar kurz ganz vorne, aber dann haben einige andere zur Endbeschleunigung angesetzt, die ich schließlich nicht mehr ganz mitgehen konnte. Da müsste ich noch am Schluss unter 3:15min/km, eher Richtung 3:10min/km laufen - das ist sich dann nicht mehr ausgegangen.

So wurde es der fünfte Platz overall, mit dem ich wirklich superhappy bin. Zwischenzeitlich dachte ich sogar an Podium oder mehr, aber das ist bei dieser Dichte halt doch auch bissl eine Glückssache, bzw. dürfen da einfach die kleinen Fehler zwischendurch nicht passieren. Mit 9sec Rückstand auf die Siegerin und nur 2sec langsamer beim zweiten Lauf kann ich mehr als zufrieden sein.
Dass ich immer noch so schnell auf der Sprintdistanz bin, freut mich total. Auf der doppelt so langen Standarddistanz hätte ich sicher noch etwas bessere Chancen, wenngleich mir der Sprint eigentlich mehr Spaß macht ... :)
Vor allem wenn ich es mit meiner (fehlenden) Schnelligkeit beim Laufen bei der letzten EM vergleiche, hat sich da sehr viel gebessert, ich bin bestimmt wieder auf 2018er-Niveau und somit in Bestform. Es war also eine gute Entscheidung, das Radfahren so ein wenig "versumpern" zu lassen, denn damit verliert man mit Pech auf selektiver Strecke einen Duathlon, kann aber umgekehrt vor allem auf einfacherer Strecke ziemlich sicher keinen gewinnen.
Auch die WM in sechs Wochen wird erstmals in meiner Karriere über die Sprintdistanz ausgetragen, da freue ich mich schon sehr darauf - und ich weiß ja jetzt, woran ich bis dahin noch ein wenig arbeiten werde!

Gesamtzeit: 54:52min

5km Laufen: 14:54min (eher 4,5km, 28sec/km langsamer als die Herren)
T1: 0:26min
20km Rad (ca. 18,5km laut meinem GPS): 29:08min (38,0km/h, 100U/min, 190W Avg, Nonzero 240W, NP 214W) - STRAVA-Link
T2: 0:25min
2,5km Laufen: 8:23min (eher 3,0km - gesamt passt die Laufdistanz also, 32sec/km langsamer als der Herrensieger)

Platzierung gesamt: 5.

Alle Ergebnisse gibts auf triathlon.org

zurück