ETU Duathlon European Championships Standard Distance Elite
Gut ausgeruht bin ich nach drei Wochen wenig Training – zunächst wegen der Sprintdistanz EM in Holland, dann wegen Verkühlung (die sich insgesamt mit kleinen Unterbrechungen doch drei Wochen dahinzog …), dann wegen des neuerlichen Taperns zur doppelt so langen Standarddistanz EM nach Spanien angereist.
Obwohl mit der Bronzenen von der ersten EM im Gepäck, hab ich mir keine allzu großen Hoffnungen gemacht, eine ähnlich gute Leistung abrufen zu können. Wenn es gesundheitlich nicht 100%ig passt, wird man im dichten Feld dann recht rasch nach hinten durchgereicht.
Die Streckenführung war auch so ausgelegt, dass Langsamere gar keine Chance hatten, das Rennen zu beenden – bei acht (!) Radrunden auf knapp mehr als 40km passiert das schnell, wenn eine große Gruppe vorne fährt und man alleine hinten gegen den Wind kämpft. Dies war insofern zu erwarten, da das Starterfeld vergleichsweise groß und mit fast der vollständigen Top10 der letztjährigen WM auch sehr hochkarätig war. Die Befürchtung, es nicht ins Ziel zu schaffen, hatte ich aber trotzdem nicht. Zuviel Taktieren am Rad konnte aber gefährlich werden. Es ist schwierig, vorher den Ausgang des Rennens abzuschätzen, da beim Windschattenrennen einfach fast alles passieren kann. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich beim ersten Lauf in eine gute Position zu bringen und dafür müsste ich schon eine gute Tagesverfassung haben.
Die Stecke war beim Laufen leicht winkelig, aber vor allem hügelig. Auch die Radstrecke, die ich nicht als besonders technisch empfunden hab (eine 180°-Wende gabs, 7mal zu bewältigen, die – insgesamt 120 Mal (!) – Kreisverkehr konnte man fast ohne Abbremsen nehmen, sofern man nicht in einer Gruppe war), hatte doch immerhin 620Hm, mehr als letztes Jahr die hügelige Strecke in Weyer. Damit hab ich gar nicht gerechnet, war aber angenehm und abwechslungsreich.
21 Mädls waren am Start und nach dem Starthorn ging es gleich mal in ziemlich ambitioniertem Tempo los – ich versuchte zunächst, dort mitzulaufen, wo ich unter normalen Umständen hingehöre (35min-Läuferinnen bei einem Solo-10er), das hat bisher gut geklappt. Trotz Anstieg gleich zu Beginn bewegte sich die Anzeige meiner Uhr von einem 3:10er-Schnitt ausgehend nur langsam Richtung 3:15min/km – das können weder ich, noch die anderen über die 10km bringen.
Nur ich hatte an dem Tag wegen des noch leichten Hustens buchstäblich den noch kürzeren Atem und ich wollte nicht zu viel riskieren, das Tempo würde ohnehin nach und nach langsamer werden. Also hab ich mich schon nach 1km langsam zurückfallen lassen und bin einfach mein Tempo gelaufen. Das war, wie nachher die Auswertung gezeigt hat, nicht ganz mein gewohntes Level, letztes Jahr noch bin ich rund 9sec/km langsamer als die Führungsgruppe (fast dieselben Personen) gelaufen, dieses Jahr waren es 6sec/km mehr. Wenn man bedenkt, dass ich eine Woche zuvor noch bei höheren Pulswerten und gefühltem Anstrengungsgrad 30sec/km langsamer als vor der Verkühlung gelaufen bin, kann ich mich damit gut abfinden. Ich hab praktisch keine Erfahrungswerte, wie viel so eine langwierige Geschichte kostet, denke aber, dass auch das fehlende Training in den letzten drei Wochen der Hauptgrund für die fehlende Schnelligkeit war.
Die eine oder andere, die ebenfalls aus der Spitzengruppe rausgefallen ist, konnte ich dann auch noch aufsammeln und so ging es mit einiger Vorfreude aufs Rad. Auch, wenn in der Vorwoche auch da noch etwas die Kraft gefehlt hat, so ging es am Vortag bei der Streckenbesichtigung wieder richtig gut. Die Luftprobleme sind beim Radfahren nicht aufgetreten.
Ziemlich schnell war ich mit zwei Britinnen zusammen, die natürlich eher füreinander, als für mich den Windschatten machen wollten. Auffällig ist, dass viele Mädls technisch eher nicht so gut fahren, dafür sehr starke Attacken anreißen. Ich hab mich bemüht, möglichst alles an zweiter Position zu fahren, aber irgendwann hab ich einen Kreisverkehr zu früh nach rechts abbiegen wollen und die anderen beiden haben die Gelegenheit zum Antritt genutzt.
In dieser Art verlief eigentlich das ganze Rennen, eine echte Zusammenarbeit hat sich nicht ergeben. Das Tempo war durchgehend eher niedrig und die Belastung entsprach einem klassischen On-Off-Training, Antritt – Rollen – Antritt – Rollen – Bremsen, usw. Dies wurde durch die Bodenschwellen und Kreisverkehre auch forciert, da hier meist gebremst wurde (eigentlich nicht nötig …)
Mitstreiterinnen wurden eingesammelt, sind davongefahren oder abgerissen – wann immer es ging, hab ich versucht, Kräfte zur sparen, gelungen ist es teilweise.
Insgesamt bin ich mit dem Radverlauf aber ganz zufrieden, rückblickend hab ich nicht das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, wenngleich die Radzeit nicht „schön aussieht“ (die besten Herren hatten auch nur 36km/h Schnitt). Alleine hätte ich halt weniger gebremst :) Ob insgesamt schneller – schwer zu sagen, muskulär wäre es aber vermutlich alleine angenehmer gewesen, denn die Trittfrequenz war recht niedrig, weil ich oft einen höheren Gang gewählt hab, um auf Attacken gefasst zu sein. Das letzte Drittel wurde deshalb muskulär auch schon hart. Allzu viel Zeit lassen durfte man sich aber auch nicht, da die überlegene amtierende Weltmeisterin schon von hinten aufgerückt ist und immerhin fünf Mädls aufgrund von Überrundung aus der Wertung genommen worden sind.
Vergleich zur EM in Weyer: NP 175W (2014: 169W), NonzeroAvg 172W (2014: 166W), Avg 157W (2014: 164W)
In die Wechselzone bin ich dann alleine gekommen, vor mir aber eine eher schwache Läuferin, die wohl ihre letzten Kräfte am Rad gelassen hat. Da bin ich recht mühelos näher gekommen, bis bei einem steileren Bergaufstück dann an schon aus Weyer bekannter Stelle am Oberschenkel Krämpfe aufgetreten sind. Das liegt wohl an der ungewohnten Fahrtweise am Rad. Also bin ich dann auf Sicherheit fertiggelaufen, hab diese eine Mitstreiterin noch überholt, aber dann nur mehr versucht, einen gewissen Sicherheitsabstand zu erhalten.
Als Gesamt 14. (12. in meiner Klasse, zwei U23-Starterinnen waren noch vor mir) bin ich dann ins Ziel gelaufen. Angesichts der Tatsache, dass das Rennen wirklich sehr gut besetzt war und ich nicht völlig fit, bin ich damit zufrieden. Ich habs mir gut eingeteilt, nicht zu viel und nicht zu wenig riskiert, mich am Rad soweit möglich gut behauptet, technisch gut gefahren.
Die Leistung entspricht nicht ganz dem, was ich mir während der Vorbereitung erwartet hab (vom Lauflevel her insbesondere, Platzierung ist halt von den Mitstreiterinnen und dem Radverlauf im Wesentlichen abhängig), aber das muss man einfach hinnehmen. Trotzdem hab ich gezeigt, dass ich nicht fehl am Platze bin. Besonders am Rad war ich stärker als letztes Jahr in Weyer bei meiner ersten EM unterwegs – und Leistungseinbruch gab es auch keinen.
Erfreulich waren die Abläufe beim Wechsel, das ist wohl das erste Mal, dass ich exakt dieselben Wechselzeiten wie die Siegerin hab :)
Wie geht’s weiter … also witzigerweise hab ich keine echte Radschwäche mehr. Dass ich das mal von mir behaupten kann :)
Es gilt also, beim Laufen wie auch am Rad gleichermaßen stärker zu werden, um weiter vorne mitzuspielen. Vor allem möchte ich aber beim Laufen soweit besser werden, dass ich dann auch an einem nicht ganz so tollen Tag zumindest in der größeren Verfolgergruppe bin (wie letztes Jahr in Weyer in guter Verfassung). Das ist dann mal eine gute Ausgangslage.
Für die für mich eher lange Standarddistanz ist es auch wichtig, die Schnelligkeit beim Laufen auf die insgesamt 15km zu bringen. Die Sprintdistanz liegt mir (noch) einfach mehr. Mal sehen, wie es mir beim POWERMAN in Weyer (dieses Jahr wieder eine – modifizierte – Langstrecke) aus dem Training raus geht.
Gesamtzeit: 2:14:27h
10km Lauf: 35:06min (eher 9,2km hügelig, 2:24min hinter der Siegerin)
T1: 54sec (zeitgleich mit der Siegerin :) )
40,2km Rad : 1:18:56h selbstgestoppt – Zeitnehmung stimmt nicht (letzte Radrunde dürfte beim 2. Lauf gewertet worden sein)
T2: 58sec (zeitgleich mit der Siegerin :) )
5km Lauf: ca. 18:33min (wenn man die selbstgestoppte Radzeit hernimmt, ca. 4,6km)
Platzierung gesamt: 14.
Platzierung Elite: 12. (zwei U23-Starterinnen waren vor mir)
Alle Ergebnisse gibts auf European Triathlon Union.