Berglauf Weltmeisterschaften Innsbruck/Österreich

Im Rahmen der WMTRC (World Mountain and Trail Running Championships) wurde auch der klassische Berglauf ("Vertical") ausgetragen.
Es war meine erste Leichtathletik-WM und obwohl der Fokus in den Wochen davor halt schon auch auf Duathlontraining und Vorbereitung Richtung 5km flach ausgerichtet war, konnte ich noch rechtzeitig ein paar berglaufspezifische Einheiten einbauen (Nasenweg zum x-ten mal ... :) ).
Es war mir klar, dass mein Top10-Ergebnis von der Berglauf-EM vor inzwischen 6 Jahren nicht zu halten sein wird - EM und WM sind schonmal anders zu werten, weiters hat sich das Starterfeld sicher durch die populär gewordenen (und durchaus finanziell sehr reizvollen) Traillaufserien recht verbessert. Außerdem gilt für mich, dass ich bei gleichmäßigeren, weniger steilen Bergläufen tendenziell (wenig verwunderlich) etwas stärker bin.
Die knapp über 1000Hm verteilten sich in dem Fall auf gerade einmal 7km (nachdem die Serpentinen am Schluss nicht ausgelaufen wurden, eher 6,7km), wovon aber nur 4km auch wirklich richtig bergauf gingen. Das waren dann schon eher 200Hm/km anstatt der sonst oft moderaten 100Hm/km
Dazu kam, dass man die Strecke auch ein wenig taktisch angehen musste, da über weite Strecken das Überholen sehr schwierig war. Da kann man diskutieren, ob das so sein sollte ...

Die erste kurze Dorfrunde war wellig und auf Asphalt - ich wollte mich hier weiter vorne platzieren, um dann beim Überholen keine Probleme zu haben. Nach 2km insgesamt war ich dann aber schon ziemlich angeschlagen, ich bin es einfach etwas zu ambitioniert angegangen und es war wirklich ziemlich steil und viel zum Gehen (ich war beim Laufen auch nicht schneller als die anderen gehend ...)
Ich war recht zuversichtlich, (weit) hinter Andrea (Mayr) als zweitbeste Österreicherin das Ziel erreichen zu können, umso erstaunter war ich, dass gegen Ende des ersten steilen Stückes rund um KM 4 dann die dritte Österreicherin Karin (Freitag) auf mich aufschließen konnte. Das Steile liegt ihr viel mehr als mir und sie hatte sich das Rennen wirklich toll eingeteilt. Bei der Verpflegstelle am Anfang des flacheren Teils war sie dann direkt vor mir.
Im Flachstück musste man auch aufpassen, wo man hintritt und es war weitestgehend sehr schmal und schwer zum Überholen - sehr schlecht für mich, denn nachdem ich mich etwas erholt hatte, konnte ich dann Läuferin um Läuferin wieder einsammeln. Viele meiner Konkurrentinnen hätten im Flachen wenig Chancen gegen mich, sind aber im steilen Bergauf einfach viel besser. Ich muss aber positiv anmerken, dass nicht eine Einzige mich irgendwie aktiv blockiert hätte, es war einfach wirklich eng.

Nach diesem flotten Zwischenstück ging es den letzten Rennkilometer sehr steil gerade eine Skipiste hoch. Eigentlich nicht so mein Terrain, weil halt mehr zum Steigen, denn zum Laufen, aber die Stimmung war einfach bombastisch - nicht nur die Österreicher haben einen wie verrückt angebrüllt und fast "hochgeschrien". Ich konnte auf alle Fälle mehr Läuferinnen überholen, als mich überholt haben - anscheinend war ich an der Stelle dann doch nicht so zerstört wie befürchtet und ich konnte noch ein paar Reserven mobilisieren. Karin (die inzwischen wieder auf mich aufschließen konnte) und ich kämpften auch um den Platz der zweitbesten Österreicherin, was uns die eine oder andere Konkurrentin noch einholen ließ. Am Schluss musste ich ihr den Vortritt lassen und so ging sich für mich gerade noch Top50 im Feld von 101 Starterinnen aus.
Karin und natürlich insbesondere Andrea (die ihren 7. (!) WM-Titel im Alter von 43 Jahren in diesem Spitzenfeld holen konnte!) haben mir wieder gezeigt, dass man mit fortschreitender Erfahrung vielleicht im Flachen etwas nachlassen muss, aber bergauf immer noch extrem stark sein kann. Ich bin ja noch sehr im Fokus "Grundschnelligkeit erhalten und ausbauen", im steilen Bergauf fehlt es mir dann doch deutlich.
Mit der Renndauer an sich hatte ich aber augenscheinlich keine Probleme, obwohl der Beginn zu intensiv war, konnte ich hintenraus dann noch gut ein paar Reserven herauskitzeln. Um die 60min ist halt für mich auch eine sehr gewohnte Renndauer (ident mit einem Sprintduathlon).

Zwischenzeiten:
Asphaltschleife: 3:03min (Andrea 2:56min – kaum verloren, Laufen im Feld, Positionskämpfe)
Autenalm (überwiegend sehr steil) 33:38min (Andrea 27:18min – hier hab ich fast 6min verloren, obwohl ich mich eigentlich übernommen habe …)
Elferbahn Bergstation (flachere Passagen) 11:35min (Andrea 10:29min – trotz teils nicht möglichem Überholens und subjektiv locker habe ich hier wenig verloren)
Skipiste (steil) 8:34min (Andrea 7:04min – genau dieselbe Relation des Rückstandes wie beim langen Steilstück zu Beginn)
Zielstück 0:39min (Andrea 0:33min)

Bin ich zufrieden? Sagen wir so, ich bin sehr dankbar, dabei gewesen zu sein und ich denke auch, dass ich zu einem soliden Teamergebnis beigetragen habe.
Hätte ich durch Weglassen der anderen Bewerbe seit der Duathlon-Staatsmeisterschaft und mit vollem Fokus auf Berglauf noch mehr herausholen können? Vermutlich nicht in einem wirklich relevanten Bereich.
Ich kann sagen, am Renntag wirklich alles gegeben zu haben und das Beste aus meiner Form rausgeholt zu haben. Damit bin ich auf alle Fälle zufrieden :)
Dass Andrea mit ihrer herausragenden Leistung auch noch den WM-Titel holen konnte, macht natürlich im Team Österreich auch noch richtig große Freude!

Zeit: 57:13min

1020Hm auf 7,1km offiziell (meiner Uhr nach 6,7km, wahrscheinlich weil die Serpentinen am Schluss nicht ausgelaufen wurde - also war es noch steiler)

Platzierung gesamt: 50./101

Alle Ergebnisse gibts beim ÖLV sowie hier.

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