Radmarathon Österreichische Meisterschaften 80km St. Pölten

Theoretisch bin ich dieses Frühjahr ja schon mein erstes Straßen-Radrennen beim Cuprennen am Fliegerhorst gefahren, aber von der Charakteristik her (viele Runden, verwinkelt, flach) war es dort doch eher untypisch.
Auch als Vorbereitung für die ÖSTM Straße in drei Wochen gedacht, bin ich also zum ersten Mal einen Radmarathon mitgefahren. Dies auch nur deshalb, da es in St. Pölten einen eigenen Damenstart gibt, also wirklich faire Rennbedingungen ohne männliche Pacemaker und auch verhältnismäßig sicher. Dadurch waren auch sehr viele Starterinnen mit Elite-Rennlizenz am Start.
Das Rennen war somit einer österreichischen Meisterschaft aus meiner Sicht absolut würdig.

Taktik hatte ich mir im Vorfeld keine zurechtgelegt, ich wollte eigentlich einfach nur weitere Erfahrungen sammeln ... bisschen Respekt hatte ich vor der Renndistanz mit 80km, allerdings würden die ersten Kilometer neutralisiert erfolgen (locker hinter dem Führungsfahrzeug), wodurch langes Einfahren wegfällt und die Renndistanz auch schon wieder etwas kürzer wird.
In Wahrheit wurden es dann eher 50min lockeres Einfahren, erst kurz vor der ersten Steigung gab es die erste Attacke durch die Amateur-Fahrerin Agnes Kittel. Ich konnte problemlos mitgehen und an der Spitze des Feldes mit ihr gemeinsam in den Berg hineinfahren.
Dort fühle ich mich ja mehr als wohl und bin erstmal "dosiert hart" gefahren, also immer mit der verbleibenden Renndauer im Hinterkopf. Schnell habe ich gemerkt, dass ich die Konkurrenz gut auf Distanz halten kann, so ich das möchte und habe es darauf angelegt, die noch sehr große Gruppe am Berg etwas zu verkleinern. Weil es gar so Spaß gemacht hat, bin ich dann sogar etwas vorne weggefahren und mit Abstand in die erste Abfahrt gekommen. In der Erwartung, eine (hoffentlich geschrumpfte) Gruppe würde mich ohnehin sehr bald wieder einholen, habe ich vor allem versucht, die Beine wieder gut zu erholen.
Zu meiner Überraschung hat es dann doch einige Zeit gedauert, bis ein paar Mädls aufgeschlossen haben. Meine Abfahrtstechnik scheint also im Vergleich wirklich sehr brauchbar zu sein, eine weitere positive Überraschung für mich.
Überrascht war ich auch vom zweiten Anstieg, der gleich danach kam, die Strecke war ja völlig unbekannt für mich und beim Höhenprofil hab ich mich wohl im Vorhinein verschaut. Also - gleich nochmal bergauf.

Um einem Hungerast, der mir (eigentlich ein Anfängerfehler ...) dieses Jahr schon zweimal passiert ist, zu vermeiden, hab ich gefuttert wie verrückt. Auch trinktechnisch hat es für mich bis zum Schluss perfekt gepasst.
Nach den zwei aufeinanderfolgenden Anstiegen ging es wieder ins (windige) Flachland, wobei wir nur mehr zu fünft waren, bis auf Agnes lauter Fahrerinnen, die ich von den Elite-Rennen schon kenne. Besonders erfreulich für mich war, dass meine Trainings- und Vereinskollegin Brigitte Stocker, die mich nicht nur auf dieses Rennen gebracht hat, sondern auch fast schon schuldig an meiner guten Radleistung dieses Jahr ist (:D) mit in der Gruppe war.

Im Flachen haben alle wirklich perfekt zusammengearbeitet, so macht das Radfahren Spaß.
Am letzten Anstieg konnte ich dann wieder recht problemlos vorne rausfahren und mir somit alle Bergwertungen des Rennens sichern :)
Auf der durch Windböen schwierigeren Abfahrt konnte ich mich dann wieder weiter absetzen und nur Brigitte war bald gleichauf. Den anderen Dreien konnten wir letztlich aber doch nicht entkommen.

Im Flachen ging es dann wieder zurück zum Start-Ziel-Gelände. Am vorletzten Kreisverkehr kam es dann durch das wegrutschende Hinterrad von Brigitte noch fast zu einem Sturz in der Gruppe, ich war leider dahinter und so entstand eine große Lücke zu zwei Fahrerinnen, die ich mühsam wieder zufahren musste. Am letzten Kreisverkehr, knapp vor dem Ziel, war ich dann sogar ganz vorne, subjektiv mit vollem Einsatz bin ich als Führende dem Zielbogen entgegengeradelt, aber derjenige, der hinten vom Windschatten profitieren kann, hat es letztlich dann doch etwas leichter und so bin ich dann noch von Lorraine Dettmer niedergesprintet worden (ich hätte den Sprint auch später ansetzen sollen, aber Lorraine ist eine absolut würdige Siegerin!)

Nach Durchsicht der Leistungsdaten muss ich allerdings zugeben - mein Sprint war leistungstechnisch eigentlich eine Katastrophe :D
Selbst das Zufahren des Lochs war wattmäßig sehr schwach und ich versteh gar nicht, wie ich da noch nach vorne kommen konnte. Subjektiv hab ich die ganze Situation einfach verschlafen, aber gut, es war auch der erste Zielsprint, den ich am Rad gefahren bin. Das ist wohl einfach Erfahrungssache und soll die Freude keineswegs trüben.

Was mich besonders freut, ist der Umstand, mit meinem zweiten Platz die erste Meisterschaftsmedaille im Radsport errungen zu haben. Damit hätte ich absolut nicht gerechnet.
Bis auf den Sprint am Schluss habe ich das Rennen eigentlich für mich perfekt gestaltet und es hat vor allem durchgehend wirklich Spaß gemacht.
Eine weitere Draufgabe war dann noch, dass Brigitte sich den dritten Platz ersprinten konnte.

Jetzt freu ich mich schon wirklich auf die zwei Rad-ÖSTMs in drei Wochen (Einzelzeitfahren und Straße) und bin gespannt, ob es da auch wieder so gut läuft :)
So ganz hab ich mich noch nicht daran gewöhnt, dass ich auf einmal nicht nur Laufen, sondern auch Radlfahren kann :D

Gesamtzeit: 2:24:38,61h (17 Hundertstel hinter der Siegerin)
80km, 802Hm, 33,1km/h
156W, NP 179W, 93U/min
(Leistungen an den Anstiegen: 11:16 mit 223W, 10:10min mit 215W, 8:53min mit 218W, 3:38min mit 216W)

Platzierung Gesamt 2. - ÖM Silber

Ergebnisse (wohl später) beim ÖRV oder direkt hier.

Eine gute Videozusammenfassung findet man bei P3TV.

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