ETU Duathlon Sprint European Championships Elite

Gleich mal die Katze aus dem Sack, für alle, die gar nimmer weiterlesen wollen: BRONZE ists geworden, war echt mein Tag, (fast) perfekter Wettkampf, starke Beine genau zum Saisonhöhepunkt hingebracht!

Ausführlicher wirds hier:
In den Niederlanden fand mein erster Saisonhöhepunkt und meine zweite Europameisterschaft nach Weyer im Vorjahr statt - diesmal auf der Sprintdistanz. Es wurden parallel zwei Bewerbe ausgetragen - Sprint 5/20/2,5km und Langdistanz 10/60/10km. Zwei Wochen später folgt dann in Spanien die EM über die Standarddistanz 10/40/5km.
Mir liegen die kurzen Strecken ganz gut und ich wollte im Frühjahr gezielt immer längere Bewerbe aufbauend bestreiten. Viele Fehler letztes Jahr lagen auch an der Wettkampfauswahl.
Der wesentliche Unterschied zwischen Sprint und Lang war aber, dass bei der Langdistanz-EM Windschattenverbot galt, somit keine Gelegenheit, am Rennrad taktisches Gruppenfahren zu trainieren. Nachdem es mir ja international noch ziemlich an Erfahrung fehlt, war mir wichtig, auch das für die folgenden Bewerbe zu üben.

Nachdem in der Woche davor ein paar gesundheitliche Probleme wie leichte Verkühlung und massive Rückenschmerzen (lange Fahrt, ungewohntes Bett, stark schwankendes nasskaltes Klima, ... jünger wird man anscheinend auch nicht ...) dazugekommen sind, war ich dann hinsichtlich meiner Wahl ganz und gar nicht unglücklich - wenngleich ein kürzeres Rennen nicht "einfacher" ist, aber hinsichtlich weiterer körperlicher Zerstörung vermutlich trotzdem weniger riskant. Am Wettkampftag schien aber glücklicherweise bis auf einen argen Husten alles wieder in Ordnung.

Am Rad fühlte ich mich eigentlich gut wie noch nie vorbereitet, da sollte ich auf dem zwar windanfälligen, aber völlig flachen Kurs mit wenigen engeren Kurven eigentlich ganz gute Karten haben, nicht aus der Gruppe rauszufallen. Auf meinem inzwischen in die Jahre gekommenen Renner fühl ich mich nach vielen Kilometern wohl und vor allem in den Kurven sicher.
Mehrfachkoppeltraining ists zwar wegen der Verkühlung im Vorfeld nur eines geworden, das hat aber von der muskulären Umstellung her auch ganz gut geklappt. Da war ich zuversichtlich.

Blieb kurioserweise ein bissl eine Unsicherheit beim Laufen. Auch, wenn ich mir hinsichtlich des Ergebnisses keinen Druck gemacht hab, immerhin wars eine EM und die anderen Mädls können fast alle wirklich sehr, sehr starke Zeiten laufen, so wärs halt doch gerade aufgrund des eher kleinen Starterfeldes von 10 Mädls echt toll, in einer Gruppe zum Radfahren zu kommen. Und eigentlich hab ich mir anhand der Teilnehmerliste eine große Führungsgruppe erwartet mit wenig Verfolgern. Dafür müsste man schon eine mittlere bis niedrige 17er-Zeit am 5er laufen und das schüttle ich mit Hustenanfällen nicht mal eben so aus den Haxerln. Außerdem wollte ich nicht den Fehler machen, zu Beginn völlig über meine Verhältnisse zu laufen und dann hintenraus bös einzugehen. Nicht einfach, solche taktischen Überlegungen :) Im Endeffekt muss man es trotz aller Vorhersagen dann je nach Rennverlauf entscheiden.
Trainingsmäßig weiß ich mir nix vorzuwerfen und die Vorwoche war halt bissl Pech und auch recht frustrierend, aber das muss man eben so hinnehmen, man kann gerade im Sport einfach nix erzwingen.

Am Vortag gabs wieder das verpflichtende Race-Briefing für alle Elite-Athleten und da wurde meine Stimmung erstmals wieder positiver. Was so ein bissl Wettkampfatmosphäre gleich ausmacht :)
Organisation war POWERMAN-typisch und wie man es sich bei einer EM erwartet, super. Das macht dann gleich noch mehr Spaß, vor allem, wenn man schon recht weit anreist.

Gleich nach dem Start wurde, wie immer beim Duathlon, losgelaufen, als wär nach einem Kilometer schon das Ziel. Ich war gleich mal an letzter Stelle, aber an der Gruppe dran. Ruhe bewahren war wichtig, das hat mir die Cross-ÖSTM aufgezeigt. Rhythmus gefunden, super Gefühl in den Beinen, genialstes Duathlonwetter und Top-Stimmung (hab mich so gefreut, dass mich auch Trainer anderer Nationen angefeuert haben, das war schon in Weyer letztes Jahr ein überraschendes Highlight für mich!). Nach der Vorwoche gings mir schon überraschend super, aber ich traute dem noch nicht so ganz :)
Die Strecke war fast ausschließlich auf Waldboden, bissl verwinkelt, man musste immer aufpassen, wo man hinsteigt - dafür flach und mäßig windanfällig.
Nach und nach bröckelten die anderen Athletinnen weg, sodass am Schluss fünf Mädls gemeinsam in die Wechselzone kamen.

Dort hatte ich bissl Pech, mein Kinnriemen hatte sich blöd verhakt und ich hab den Helm nicht gleich zubekommen. Als Letzte der Fünfergruppe bin ich aufs Rad ... alleine. Aber ich war zuversichtlich, schnell im Radfahrmodus drinnen zu sein und gleich andrücken und damit aufholen zu können. Zwei Mädls, von denen eine auch gar nicht im Windschatten mitfahren konnte, hab ich ziemlich bald eingesammelt, blieben dann noch die zwei Enteilten vorne ca. 30-50m vor mir. Mit der zweiten Athletin, mit der ich dann gemeinsam Rad gefahren bin, hat das Abwechseln im Wind zwar ganz gut geklappt, aber sie war für eine Aufholjagd zu langsam. Also bin ich fast alles vorne im Wind gefahren, aber die zwei Mädls der Führungsgruppe kamen nicht näher. Also hab ich dann auf der zweiten Runde die harte Arbeit am Rad auch etwas reduziert, um die Beine fürn zweiten Lauf zu schonen. Mit 193W (NP 195W) für Runde 1 und 183W (NP 192W) für Runde 2 bin ich für ein Windschattenrennen mit Kurven mehr als zufrieden, zumal sich gezeigt hat, dass die Radleistung absolut ausreichend war und auch für weiter vorne gereicht hätte.

Kurz vor Ende des Radsplits wurden wir dann doch noch von zwei sehr guten Radfahrerinnen eingeholt, das war nicht verwunderlich, denn sonderlich hart bin ich schlussendlich auch nicht gefahren und die Radpartnerin konnte nicht viel helfen. Allerdings hab ich mich davon nicht verunsichern lassen und auf gute Beine beim zweiten Lauf gesetzt, immerhin mussten die anderen das Loch auch erst zufahren. Mein Plan, in der Gruppe mitzurollen, ging wiedermal nicht auf, alle anderen waren schon kaputt (oder simulierten :) ) und ich bin wiederum das Meiste vorne gefahren. Erst knapp vor der Wechselzone gabs eine kleine Attacke, ich kam als Vierte der Gruppe rein, aber mit kaum Rückstand. Zwei Plätze hab ich am Weg zum Radabstellen schon gutgemacht, nach einem ganz guten Wechsel blieb dann noch ein Mädl, die Slowakin Fasungova, mit der ich gemeinsam Rad gefahren bin, die einem Podiumsplatz im Weg stand. Knapp vor mir ist sie aus der Wechselzone raus, ich wusste, dass sie eine sehr, sehr starke Läuferin ist. Ist halt auch immer eine Frage des Radsplits, wenn man da viele Körner lässt, dann wird der zweite Lauf selbst als starke Läuferin sehr mühsam. Hab ich zumeist selbst so erleiden dürfen (zuletzt in Weyer ...) :)

Doch diesmal nicht, ich hab am Rad nicht zu hart gearbeitet und konnte gleich 3:30min/km anlaufen. Fasungova und damit der dritte Gesamtrang rückten näher und näher und nach ca. einem Drittel der Strecke konnte ich sie überholen und abschütteln. Ein geniales Gefühl, wenn man merkt, da ist noch so viel Kraft in den Beinen.

Den Zieleinlauf konnte ich ohne großen Druck von hinten wirklich genießen, ein geniales Gefühl, bei der zweiten EM schon aufs Podium zu laufen. Es sind die allerwinzigsten Kleinigkeiten, die über so viele Ränge entscheiden. Da ein Helmband, das nicht auf- oder zugeht, bei einer anderen vielleicht eine schlecht erwischte Kurve ... diese Windschattenrennen können einem vieles leichter machen, wenn man es taktisch gut erwischt und auch etwas Glück hat, sie können aber auch bewirken, dass man gnadenlos durchgereicht wird. Liegen ja doch oft nur wenige Sekunden dazwischen. Wichtig ist für ganz vorne eine perfekte Laufleistung und perfekte Wechsel, am Rad eine gewisse Stärke und Robustheit, dann hat man auch noch Körner fürn zweiten Lauf.

Ich freu mich wahnsinnig, dass gerade nach den nicht sooo super verlaufenen Vorbereitungswettkämpfen das Timing der Form so perfekt gepasst hat. Man zweifelt ja doch manchmal im Vorfeld, wenn einem andere um die Ohren laufen und man selbst nicht am Peak der Leistungsfähigkeit ist. Geduld ist wohl das Zauberwort im Ausdauersport :) Ich werds mir zu Herzen nehmen.
Jetzt kommt noch eine harte Trainingswoche, bevor es zum Tapern für Spanien in knapp zwei Wochen kommt. Vielleicht ist mir ein wenig Glück auch noch ein zweites Male hold!

Gesamtzeit: 1:00:07h (1:16min hinter der Siegerin, wenn man Einzelrückstände zusammenrechnet, passt um paar Sekunden nicht - Rundung wahrscheinlich)

5km Lauf: 16:14min (wohl bissl kürzer, meine Uhr - wobei GPS bei dem winkeligen Kurs fraglich ist, zeigt 3:31min/km, 1sec hinter Siegerin)
T1: 1:10min (11sec hinter der Siegerin ... Helmband nicht zubekommen ...)
20km Rad : 34:48min (57sec langsamer als das Führungsdoppel, mangels Unterstützung nicht aufzuholen)
T2: 1:16min (4sec langsamer als die Siegerin)
2,5km Lauf: 9:11min (11sec langsamer als die Siegerin, zweitbeste Zeit im Feld, 3:32min/km zeigt die Uhr)

Platzierung gesamt: 3. - ETU Sprint Duathlon Championships BRONZE

Alle Ergebnisse gibts auf European Triathlon Union.


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